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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Historische Anfänge

Die Roemer

Die Franken

Das Prümer Urbar

Herrschaftsstrukturen

In und um Dernau

Sprache der Region

Auswanderungen

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Vereine

Familie Bertram

Erzählungen der Alten

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Römer Ahr Eifel Rhein Geschichte Dernau Franken Weinbau Fischerei Ahrtal Bertram Sprache Ahnen Pest Hexen Alles fliesst Juden Bunker

    4. Die Römer

    Die ersten schriftlichen Berichte aus der Region liefert Cäsar mit „de bello Gallico“ im ersten vorchristlichen Jahrhundert. Bei seiner Eroberung Galliens -mit dem Rhein als Grenze- trifft er in unserer Region auf die keltisch/germanischen Stämme der Treverer und der Eburonen, die an der Mosel und den nördlich davon, zwischen Maas und Rhein gelegenen „Arduennae silvae“ wohnen. Die Arduennae silvae sollen seinen Angaben zufolge, dass größte Waldgebiet ganz Galliens sein. Von größeren Orten in unserer Region wird nicht berichtet.

    Nach und nach sickerten größere Völkerschaften, wohl verstärkt seit ca. 100 v. Chr., von der rechten Rheinseite in das linksrheinische Gebiet ein. So im Jahre 55 die Usipeter und Tenkterer im Raum Neuwied. Diese sollen nach Caesar bereits Erkundungstrupps in das südliche Eburonengebiet (i. e. Ahrgebiet) entsandt haben und wurden von Caesar brutal vernichtet. Unmittelbar danach zieht Caesar im Bereich Weissenthurm das erste Mal über den Rhein in das Gebiet der Sugambrer; dies, um ein Zeichen zu setzen und die Germanen von weiterem Übersetzen über den Rhein abzuschrecken.

    Die römischen Truppen werden im Winter 54 v. Chr.- als Caesar sich im Süden befindet- von den Eburonen aus Ihrem Winterlager in der nördlichen Eifel gelockt und unter ihrem Anführer Ambiorix empfindlich geschlagen.

    Caesar, der hierdurch seine bisherigen Erfolge in Gallien gefährdet sieht und auch um seine politische Reputation in Rom fürchten muss, kehrt im Sommer 53 in das Eburonengebiet zurück. Um ein deutliches Zeichen der römischen Überlegenheit zu setzen, werden die Stammesgebiete der Eburonen komplett verwüstet, die Dörfer und Höfe abgefackelt, die Ernte auf den Feldern zerstört, die Menschen entweder umgebracht, als Gefangene nach Italien abgeführt oder vertrieben.

    Ambiorix, dem es nicht gelungen war, gemeinsam mit anderen Stämmen (z.B. den Treverern) einen stärkeren Widerstand zu organisieren, konnte in den Wäldern entkommen, spielte aber später keine politische Rolle mehr. Einer seiner Mitanführer (Catuvolcus) entzog sich der Gefangennahme dadurch, dass er sich vergiftete. Hinter diesen Anführern (Königen) stand eine Schicht, die für militärische /kriegerische Aufgaben zuständig war und ansonsten die bäuerliche Landbevölkerung.

    Funde, die bei Kreutzweingarten und in Hambach bei Düren gemacht wurden, belegen wohl, dass es zu dieser Zeit dort eburonische Siedlungen gab, die damals aufgegeben wurden.

    Um am Rhein Ruhe zu haben, war Caesar vorher nochmals -über eine eigens hierfür gebaute Holzbrücke- zu einer weiteren Strafaktion über den Rhein in die Westerwaldregion gezogen, um für seinen dann folgenden Rachefeldzug gegen die Eburonen den Rücken frei zu haben. Später (wohl um 20 v. Chr.) werden die mit Rom befreundeten, rechtsrheinischen germanischen Ubier auf der linken Rheinseite im Bereich der rheinischen Bucht angesiedelt. Dies sicherlich auch, da die einströmenden Germanen von der rechten Rheinseite von den Römern alleine nicht aufzuhalten waren. Im Jahre 8 vor Chr. wurden dann auch Teile der Sugambrer linksrheinisch im Bereich gegenüber Düsseldorf angesiedelt und entlang des Rheins eine Reihe von Kastellen angelegt, so u.a. bei Remagen, wo verschiedentlich Kohorten (350 bis 500 Fußtruppen) aus Thracien (Cohors VIII Breucorum) zu Hause waren.

    Als nach der Varusschlacht, 9 n. Chr. (im Teutoburger Wald, bei Osnabrück) die weiteren Eroberungen bis zur Elbe von den Römern aufgegeben werden, wird der Rhein bzw. der Limes als dauerhafte Grenze ausgebaut. Zwischenzeitlich kam es jedoch immer mal wieder zu Unruhen, so 69 n. Chr. im Rahmen der Bataver-Erhebung, bei der die Römerstadt Köln von den Aufständischen eingenommen wurde. Die Stadtmauern sollten geschleift und die in Köln lebenden Römer getötet werden. Die Ratsherren schafften es mit kluger Argumentation allerdings, dies zu verhindern. Nach Zusammenbruch des Aufstandes konnten die Ubier so ihr gutes Verhältnis zu den Römern retten. Die Verwüstungszüge der germanischen Stämme gingen bei dieser Gelegenheit bis zur Südgrenze des Ubiergebietes (Ahrregion)

    In der Folge wird die Struktur in der Region weiter dem römischen Standard angepasst und erst jetzt kam das Gebiet für eine etwas längere Zeit zur Ruhe.

    Die Wasserversorgung von Köln wird über eine fast 100 km lange geschlossene Wasserleitung sichergestellt. Gespeist wird die Hauptleitung aus mehreren Quellen des Karstgebietes in der Nordeifel. Von hier folgt sie – geodätisch genau berechnet- einer Ideallinie ( über Meckenheim) und erreicht nach Überwindung von mehr als 350 Höhenmetern das Versorgungsgebiet der Stadt Köln.

    Um die römischen Soldaten und Legionäre bei Laune zu halten, werden beachtliche Arenen und Amphitheater -wie zum Beispiel in Xanten- gebaut und betrieben. Ein beachtliches Strassennetz im Reich besteht, wird unterhalten und auch erstmals kartiert . In dieser Straßenkarte sind aus unserer Region die Rheinstrasse Köln-Bonn-Remagen-Andernach; Köln-Marmagen-Trier und die Strasse von Köln nach Jülich eingetragen.

    Abb.: 1 römische Strassenkarte; Tabula Peutingeriana

    Die Versorgung der Truppen, der Kaufleute, Händler und Handwerker wird über landwirtschaftliche Höfe (villae rusticae) gewährleistet, die überall in der Provinz nach römischem Muster erbaut werden. Auf Wohn- und Lebensstandards, wie man sie aus Rom, Italien oder der Provence gewohnt war, wollte man nicht verzichten, und richtete sich entsprechend ein. Dieser Hof bestand in der Regel aus einem Herrenhaus und unterschiedlicher Anzahl von Wirtschaftsgebäuden. Der zunehmende Wohlstand erreicht in der Friedenszeit des 2. Jahrhunderts seine Blüte und lässt sich an der Vielzahl der Gehöfte und Wirtschaftsbetriebe in der Region ablesen. Diese Entwicklung wurde aber gestört durch die ab Mitte des 3. Jahrhunderts massiver einsetzenden Vorstöße der Franken und Alemannen zum Rhein und über den Rhein. Im Rahmen dieser Entwicklung wurde der Limes um das Jahr 260 aufgegeben und der Rhein wurde in unserer Region zur alleinigen Grenze.

    In Sachen Religion fand vielfach eine Vermischung der alten keltischen oder germanischen Gottheiten mit den römischen Gottheiten statt. Eine Besonderheit in der Region sind die Matronenkulte, die in etwa im Raum zwischen Bonn, Düren und Ahrweiler vorgefunden wurden. In der römischen Literatur ist über diesen Kult an keiner Stelle berichtet, trotzdem fanden sich eine Reihe von Motivsteinen, die offensichtlich auch von römischen Veteranen aufgestellt worden waren. Die Motivsteine zeigen meist drei sehr ähnliche weibliche Gestalten, daher der Begriff Matronen oder Schwestergottheiten. Ob der lokale Name für den Swistbach (i.e. Schweisterbaach=Schwesterbach), der diese Region durchfließt, in Zusammenhang mit diesen Gottheiten steht, ist denkbar, wäre noch zu prüfen.

    Wie eine Villa rustica ausgesehen hat, kann in Ahrweiler am Silberberg recht gut nachvollzogen werden. Hier wurde bei dem Bau der Umgehungsstrasse 1980 unter einer ca. vier Meter starken Geröll und Schlammschicht die Reste eines solchen Hofes entdeckt. Der Hof wurde wohl von der Zeit nach der Varusschlacht bis zur Völkerwanderungszeit bzw. dem endgültigen Untergang Roms im fünften Jahrhundert nach Christus bewohnt.

    Die Ausgrabungen in Ahrweiler weisen eine große Ähnlichkeit auf mit den Funden, die man in Dernau seit 1884 gemacht hatte (siehe weiter unten)

    Eine Vielzahl von Funden aus der römischen Zeit wurden an Ahr, Rhein und auch in der Eifel gemacht, die Zeugen intensiver Handels- und Wirtschaftsbeziehungen sind.

    Abb.: 2 Grundriss Villa am Silberberg

    Allein in Dernau stieß man seit dem 19. Jahrhundert bei Ausschachtungsarbeiten - im Wesentlichen im Bereich westlich und nördlich der heutigen Kirche- immer wieder auf Spuren römischer Besiedlung.

    Bereits 1884/85 fand man bei Bauarbeiten zum Winzerverein Teile von Wohnanlagen und das Bad eines römischen Gutshofes. Fundstücke sollen sich im Landesmuseum in Bonn befinden. Das Gefundene ist damals photographiert worden. Es wurde danach berichtet, dass nach Osten hin, unter den vor dem ausgeschachteten Keller gelegenen Weinbergen, noch weitere Reste dieser römischen Anlage zu finden seinen.

    Dem Interesse einzelner Bürger ist es zu verdanken, dass zumindest einige Fundstücke der damaligen Grabungsarbeiten erhalten blieben. Die in den nachstehenden Fotos gezeigten Stücke sind Elemente der damaligen Hypokausten (Ziegelelemente der Bodensäulen und der Wandbeheizung), wie wir Sie an vielen Stellen des damaligen römischen Reiches noch finden und eine gebrannte Ziegelbodenplatte, in der sich der Fussabdruck einer Katze (?) nun schon seit fast zweitausend Jahren erhalten hat. Was auch hier auffällt, ist die Baugleichheit dieser Hypokaustensteine mit den in Ahrweiler am Silberberg gefundenen.

    Abb.: Ziegel des Hypokaustensystems


    Abb.: Bodenplatte der Römervilla in Dernau. 1884/1885


    Erneut wurde man in unmittelbarer Nachbarschaft in den dreißiger Jahren bei Tiefbauarbeiten fündig (Hypokausten, Wasserleitung, Wohnräume und römische Münzen aus dem 4. Jahrhundert). Diese Funde wurden wahrscheinlich dort gemacht, wo man noch 1885 von weiteren östlich gelegenen Resten gesprochen hatte.

    In den fünfziger Jahren (Jan. 1957) wurden bei Ausschachtungsarbeiten für das Haus „Faber“ römische Gräber (Plattengräber) freigelegt, die damals dem Zeitraum 150 bis 200 n. Chr. zugeordnet wurden.

    Noch in den siebziger Jahren wurden bei Tiefbauarbeiten für die Kegelbahn „Näkel“ erneut Hypokausten und die dazugehörigen Wasserführungen freigelegt. Die bei den -nach kurzer Bestandsaufnahme (Landesmuseum Bonn)- weitergeführten Ausschachtungen geförderten Ziegel der Hypokausten wurden als Bauschutt oberhalb des Dorfes (Lage: Auf dem Schildt) abgekippt.

    Was bei einer Gesamtbetrachtung der Einzelfunde auffällt, ist die Tatsache, dass eine auffallend große Ähnlichkeit mit den Funden am Silberberg vorhanden ist:

    So scheinen die Einzelfunde zu einem Gesamtkomplex zu gehören, der der Lage nach fasst identisch mit dem Komplex Silberberg in Ahrweiler ist: Die Südausrichtung, die Lage zu einem, -den Komplex durchfließenden- Bach, die Abmessungen des Komplexes und das Vorhandensein von Systemen zur Raumbeheizung, eines Bades mit Bemalung bzw. Mosaikarbeiten.



    (Im folgenden wird in Anlehnung an die Veröffentlichungen von P. Joerres in den Bonner Jahrbüchern von 1886 über die römischen Villen an der Ahr berichtet. Insbesondere zusammen mit den späteren Funden in Dernau sollte gelegentlich ein umfassendes Bild dieser Römer-Villa In Dernau entworfen werden können.)

    Römische Niederlassungen an der Ahr.

    (nach bzw. in Anlehnung an P. Joerres, Bonner Jahrbuch von 1886)

    1. Ortsnamen


    Die vor dem Jahre 1100 urkundlich vorkommenden Namen der an der Ahr gelegenen Ortschaften zeigen uns noch heute an, von welchen Volksstämmen diese Orte benannt und auch höchst wahrscheinlich gegründet worden sind.

    Remagen (zuerst genannt auf der Peutinger'schen Tafel und bei Amm. Marc. XVI, 3.: „Rigomagus", mit dem Zusatz: „oppidum"), Sinzig (zuerst erwähnt als „Sentiacum palatium" in einer Urkunde König Pippins vom Jahre 762), Kirchdaun („Dune", zuerst im J. 1140), Gimmigen (Gimiche 854) sind keltische Orte.

    In den beiden erst genannten hatten die Römer Kastelle. Oberhalb Remagen und Sinzig liegen die Orte Bodendorf (893: „Budendorpht"), und namentlich Heimersheim (1173), Wadenheim (so: 992) und Bachem (Bacheim) als fränkische Orte. Dann kommt Ahrweiler (893: Arwilre) mit der echt alemannischen Endung „-weiler" und in der Umgebung die ebenfalls auf alemannischen Ur- sprung hinweisenden Orte auf "-hoven": Hemmingishoven = Hemmessem, Geroldeshoven (später Girretzheim, ein ehemaliger Ort auf der rechten Seite der Ahr ca. 8 Minuten oberhalb Bachem), Waldpretishoven = Walporzheim (falsche Verhochdeutschung !), Gisenhova (schon 856, ein jetzt verschwundener Ort, der fünf Minuten oberhalb Ahrweiler rechts von der jetzigen Strasse lag), Lantershoven, Ringhoven = Ringen, Benghoven = Bengen u. s. w.

    Auch die Orte Holzweiler, Karweiler, Blasweiler sind alemannischen Ursprunges.

    Eine Stunde oberhalb Ahrweiler liegt an der Ahr das Dorf Dernau, welches 893 „degeranavale" genannt wird. Der Name ist nach E. Foerstemann wohl aus dem keltischen ,,tegarn" = sehr groß, und „aval" (deutsch ?) = Auel, Ackerland zusammengesetzt, und bezeichnet also zunächst nicht eine Niederlassung, sondern einen großen Auel, eine Bedeutung, die für das verhältnismäßig große und weite Thal bei Dernau (bis nach Rech hin) recht passend erscheint.

    Es gibt - abgesehen etwa von Sentiacum - keinen Ort an der Ahr, der durch seinen Namen auf einen römischen Ursprung hinweist. Auch die hier vorkommenden Flurnamen liefern keinen Grund zur Annahme, dass ein solcher römischer Ort an der Ahr je gestanden hätte.


    2. Villen, Gärten und Höfe


    Das es aber im Ahrtal oberhalb Sinzig römische Villen, Höfe gegeben hat wird nachfolgend gezeigt.

    Zunächst bemerken wir, dass der Flurname Plenzer (sprich : Plänzer) sich wiederholt an der Ahr für fruchtbare, sonnige, am Talrande gelegene, also an das Gebirge anstossende Parzellen findet: so bei Heimersheim, bei Bachem, oberhalb Ahrweiler hinter dem Keller des Ahrweiler Winzervereins und bei Dernau hinter dem Keller des dortigen Winzervereins und den im Folgenden beschriebenen römischen Ruinen.

    „Plenzer" ist ohne Frage das lateinische „plantarium"; dieses bedeutet bei Plinius.) einen Baumgarten, konnte aber auch einen Gemüsegarten bezeichnen ( „plantares horti" = olera ). In lateinischen Urkunden des Mittelalters erscheint dasselbe Wort mit verschiedenen Abänderungen. Bei uns aber, im westlichen Deutschland, kommt das Wort urkundlich fast nur in der deutschen Form „plenzere" „plencere" bisweilen noch ohne Lautverschiebung „plentere", ,,planteiz" vor.

    An allen diesen Stellen bedeutet das Wort einen Weingarten, und zwar einen von Alters bestehenden. Wo also ein solcher ,,Plenzer" vorkommt, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir es mit einem durch einen Römer angelegten (Baum-, Gemüse- oder Wein-) Garten zu tun haben.

    Dass der Dernauer Plenzer zu einer römischen Villa gehörte, das ist uns klar durch die dortigen Ausgrabungen vor Augen geführt worden.
    Der Ahrweiler Plenzer liegt, wie gesagt, hinter dem Gebäude des Ahrweiler Winzervereins. Die hinteren Teile dieses Gebäudes -Richtung Berg- stehen zum Teil an der Stelle, wo der 1812 zerstörte „Turm bei Ahrweiler" sich befand, dessen Besitzer der geborene Schenk des Kölner Erzstiftes war und in dem Stande der Grafen den ersten Rang einahm. Urkundlich wird der Turm zuerst im Jahre 1200 genannt. Bei der Bevölkerung hieß dieser Turm der ,,kaute Turm", dieser Name steht auch im Kataster. Das Wort „kaute", auch „kaut", „kau", bisweilen„ku" kommt auch sonst im Rheinlande mehrfach vor, und zwar regelmässig in Verbindung mit hohen oder hochgelegenen Gegenständen. (evtl. auch: Bunte Kuh = ponte ku ?? = hoher Ausblick bei der Brücke ?? Auf der Bunten Kuh sind römische Münzen gefunden worden.)

    Eine hinreichende Erklärung des Wortes liegt nicht vor, und dies spricht wenigstens für das hohe Alter der Bezeichnung und auch des Turmes. Zwischen diesem „kauten Turm", oder der Stelle, wo er gestanden hat, dehnt sich der Ahrweiler »Plenzer" aus, bis an den dahinter liegenden „Turmberg".


    3. römische Wasserleitungen


    Wo möglich noch sicherere Beweise für römische Niederlassungen im Ahrtale bilden die hier gefundenen Reste von wenigstens vier römischen Wasserleitungen. Alle diese Leitungen liegen auf der Nordseite des Tales, sie münden an solchen Stellen, wo zugleich ein nördliches Seitental seinen Ausgang in das Ahrtal hat.

    Vor etwa 30 Jahren existierten in der Domley oberhalb Walporzheim,ungefähr fünf Meter über der Talsohle die jetzt (1886) verschwundenen Reste einer Leitung, welche ursprünglich ihren Anfang in dem oberhalb der „Bunten Kuh" mündenden „Teufenbach" haben musste, und die dann um den Felsen an der Bunten Kuh — derselbe war vor dem Bau der Ahrstrasse (ca. 1830), also vor etwas mehr als 50 Jahren nicht so schroff wie heute —herum gegangen sein wird. An der Mündung des Teufenbach selbst ist das Tal der Ahr zu eng, als dass man dort einen Hof hätte bauen können. Aus dem Teufenbach wurde daher das Wasser in das breitere Tal unterhalb der Bunten Kuh geleitet. Über diesen Kanal wird mir von zuverlässiger Seite mitgeteilt, dass sein Durchschnitt nur etwa einen Quadratfuss -und also seine Breite im Lichten ca. 4 Zoll betragen habe. Diese geringe Breite, die wir bei allen hier gefundenen Kanälen antreffen, weist darauf hin, dass diese Leitungen das Wasser eben nur größeren Höfen zuführen sollten. Wo nun aber der Hof im Walporzheimer Tal gelegen hat, ist nicht zu ermitteln. Möglich ist es, dass die römischen Ziegel, welche neulich (Juni 1886) bei der Fundamentierung des Walporzheimer Bahnhofs zu Tage kamen, von jenem Gebäude herrührten und dass an derselben Stelle oder in der Nähe der in den Jahren 882 u. 893 erwähnte Ort Willolfesdal gelegen hat.

    Noch weniger läßt sich sagen von einem zweiten Kanal, der aus Tonröhren bestand und aus den Weinbergen im „Schloht" (nördlich von Ahrweiler und östlich von der Adenbach) herabkam. Auch seine Reste, die vor 30 Jahren noch zu sehen waren, sind heute verschwunden. Eine Quelle, aus welcher derselbe das Wasser herabführte, ist nicht mehr nachweisbar. Der Hof, zu dem er führte, muss rechts vor dem Adenbachstor unmittelbar bei Ahrweiler gelegen haben

    Unterhalb des Adenbaches etwa acht Minuten weiter mündet die ebenfalls ein Bächlein enthaltende ,,Elligschlucht" in das Ahrtal. Geht man diese Schlucht acht Minuten hinauf, so hat man links eine Halde, welche das ,,Stummericher Loch" genannt wird; der Berg selbst heißt dort „der Stummerich". In diesem „Loch" fand Herr Leopold Kreuzberg im Herbste 1885 in einer Tiefe von 50 cm einen 150 cm langen Rest einer römischen Wasserleitung, deren lichte Breite 14 und deren Höhe 18 cm betrug.
    Mehr unterhalb der genannten Fundstelle ist vor Jahren ein anderes Stück desselben Kanals gefunden worden.
    Ebenso wurde vor einigen Jahren in Dernau etwa 100 Meter westlich von den im vorigen Jahr aufgedeckten römischen Mauerresten im Keller der Witwe Paetz ein Stück einer aus Gusswerk bestehenden römischen Wasserleitung gefunden und zwar war dabei auch die Abdeckung der Leitung noch erhalten. Zweifellos haben all diese Wasserleitungen zu römischen Villen geführt. Diese lagen sämtlich auf dem linken nördlichen Ufer der Ahr, am Fusse des Waldgebirges, durch welches sie vor rauhen Winden geschützt waren.
    Wahrscheinlich ist es auch, dass eine Wasserleitung, deren Reste vor etwa 20 Jahren noch rechts von dem Wege Bengen - Kirchdaun, zwanzig Minuten vor Bengen, gefunden wurden, in das Seitental der Ahr zwischen Gimmigen und Heppingen zu einer römischen Villa herabführte.


    4. Die römische Villa in Dernau


    Zum besseren Verständnis und zur besseren Anschauung des nachstehenden Textes, empfiehlt es sich auch folgenden Artikel zu öffnen/lesen:

    Veröffentlichung: Die Villa Rustica von Dernau


    Von einer der römischen Villen, derjenigen bei Dernau nämlich, sind nun im März 1885, als der dortige Winzerverein an der betref- fenden Stelle behufs Anlage eines Kellers und Vereinslokals den Boden ausschachtete, Restefreigelegt worden.

    Leider ist es den Bemühungen unseres „Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande", dessen Vizepräsident Herr Prof. J. Klein alsbald zur Stelle war, nicht gelungen, durch das Angebot einer Vergütung den Winzerverein zur Erhaltung jener Reste zu überzeugen. Jedoch hat das Bonner Provinzial-Museum eine genaue Zeichnung jener Reste anfertigen lassen, die der nachfolgenden Beschreibung zu Grunde gelegt wurde.

    Das Ganze war wesentlich eine Badeanlage und bestand aus zwei rechteckigen, aneinander stoßenden Gebäuden. Das eine Rechteck lag mit der einen seiner 9 m langen Seiten nach Norden (ein wenig nach Westen) und dem Gebirge zu; die andere wendet sich nach Süden, oder genauer nach SSO. Die beiden nach Osten und Westen gelegenen Seiten haben eine Länge von 5,81 m. Die Mauern bestehen im ganzen Hause aus Bruchsteinen. Die Westmauer hat eine Dicke von 0,40 m; die nur in sehr geringen Resten erhaltene Ostmauer ist 0,2 m dick; die Stärke der Nord- und der Südmauer beträgt 0,31 m. Die Mauern gehen sämtlich 1,65 m tief in den Boden, wobei wir den Estrich nicht zu diesem rechnen. Das ganze Innere des Rechtecks ist durch eine 0,4 m dicke westöstliche Langmauer in zwei Hälften geteilt, wovon die eine nördliche Hälfte im Lichten 2,3 m und die andere 2,5 m breit ist. Von der ersteren ist durch eine 0,3 m dicke nordsüdliche Mauer ein 2,6 m langer Raum abgetrennt; diese Mauer hat am nördlichen Ende über dem Boden eine 0,75 m breite Lücke, in welcher sich jedenfalls eine Tür befand. Dieser Raum zeigte einen 0,2 m dicken Estrich, der aus einer aus frischgelöschtem Kalk und Sand gefertigten Mörtelmasse bestand, in welche kleine römischer Ziegel eingestreut sind. Unter diesem Raume befindet sich ein Hypocaustum. Der genannte Estrich ist nämlich ein schwebender Boden, eine „suspensura", er ist getragen von 0,18 m dicken, aus aufeinandergelegten, kreisrunden Ziegelscheiben bestehenden Säulen ; dieselben stehen mit einer vierkantigen Ziegelscheibe als Fuß auf einem, dem gewachsenen Boden aufgetragenen 0,1 m dicken Estrich. Oben liegen einem solchen Säulen drei immer größer werdende quadratische Platten auf, welche also ein Kapitel bilden. Auf den vier obersten Kapitelplatten von vier benachbarten Säulen ruht dann eine 0,58 m im Geviert haltende Platte, welche den Estrich des Zimmers trägt (in der Mitte jeder obersten Kapitelplatte treffen je vier Tragplatten zusammen).

    Jede Säulen ist ohne die viereckigen Platten 0,53 m, mit denselben 0,8 m hoch. Unter dem besagten kleinen Raum (2,3 m x 2,6 m) gab es 25 Säulen. Hinter dem Hypocaustum nach Norden hin war ein gemauerter, 1,1 m breiter und 1,45 m hoher, oben halbkreisförmiger Gang zu sehen, welcher sich 1,5 m weit hinter der Mauer erstreckte. Derselbe bildete das ,,praefurnium", die Feuerstätte. Als Brandmaterial hat man Holzkohlen verwandt, da im anderen Falle die Säulen des Hypocaustum nicht so russfrei hätten sein können, wie sie in der Tat waren. Der Bogen des genannten Ganges ragte noch 0,45 m über den Estrich des Zimmers hervor. Vielleicht befand sich in derselben Höhe mit dem Estrich in dem Gange eine verschiebbare Platte, so dass man einerseits die heiße Luft direkt in das Zimmer konnte eintreten lassen konnte, andererseits auch in der Lage war, auf einer solchen Platte in einem Kessel Wasser heiß zu machen. Die heiße Luft wurde ebenfalls durch ein System von auf- und nebeneinandergestellten Kachelröhren in den Wänden weiter geleitet und so wurden die Wände ebenfalls erwärmt.

    Die einzelnen (vierkantigen) Kacheln (tubuli) hatten eine Höhe von 0,24 m, eine Dicke von 0,11 m, eine Breite von 0,255 m und eine Wandstärke von 0,015m. Oben und unten waren dieselben offen, an den schmalen Seiten zeigten sie viereckige Öffnungen von 6 cm Höhe und 4 cm Breite. Die Kacheln waren üblicherweise mit der Mauer durch eiserne Klammern befestigt, welche aber in Dernau nicht bemerkt worden sind.
    Zum Raum hin hatten dieselben linierte Einfurchungen, damit der Stuck besser halten konnte.

    In dem hier besprochenen Zimmer enthielt die westliche Wand noch eine Anzahl solcher Kacheln; allem Anscheine nach war auch die Südwand mit Kacheln versehen gewesen. Das Zimmer hat wahrscheinlich einen „alveus", eine Badewanne enthalten, in welcher man ein heißes Bad nahm. In der ausgegrabenen Ruine freilich war von einer solchen Wanne, wie auch von anderen Utensilien nichts mehr zu sehen. Diese sind vielleicht zum Teil von den damaligen Besitzern bei ihrer Flucht vor den Franken mitgenommen oder vergraben worden, zum Teil sind sie diesen oder späteren Besitzern in die Hände gefallen.

    In der Westwand war eine Nische zu sehen, in welche sich der Badende beim Abtrocknen niedersetzen konnte. Noch ist zu erwähnen, dass die nördliche Wand in der untern Ecke links auf dem dort erhaltenen Stuck 0,63m über dem Boden eine Anzahl von grünen und roten Linien zeigte, oberhalb deren dieselbe intensiv rot bemalt war. Von Figuren war auf dem kleinen Rest nichts zu sehen. Östlich neben dem eben beschriebenen Badezimmer lag ein 5,4 m langer Raum, die Breite, von Norden nach Süden, betrug wieder nur 2,3m. Sein Boden, der nur aus festgestampftem Lehm bestand und unter welchem kein Hypocaustum war, lag 0,3 m tiefer, als der Boden des Nachbarraumes.

    Die Ostmauer war gänzlich ver- schwunden, vielleicht befand sich in demselben die Eingangstür zu dem Badehause. Dieser Raum mag das Aus- und Ankleidezimmer gewesen sein. In denselben tritt an der linken Seite von Norden her ein im Boden ausgemauerter Kanal ein, der im Lichten 0,2 m tief und ebenso breit ist. Da dieser Kanal jedenfalls mit Ziegelplatten bedeckt gewesen ist, so ist vorauszusetzen, dass das ganze Zimmer ursprünglich einen solchen Belag gehabt hat.

    Die vordere, südliche Hälfte des Rechteckes, welches wir hier beschreiben, war ebenfalls durch eine nordsüdliche Mauer von 0,4 m Dicke in zwei Zimmer abgeteilt; beide haben eine Länge von je 3,9 m und eine Tiefe von nur 2,5m. Auch zeigen beide einen Estrich von derselben Dicke und Beschaffenheit, wie das zuerst beschriebene kleinste Zimmer des Hauses. In der eben genannten Zwischenmauer muss eine Verbindungstür gewesen sein. Das westliche dieser Zimmer - auch hier fehlt das Hypocaustum - enthielt an der Westseite das im Lichten 2,3 m lange, 1,6 m breite und 0,8 m tiefe Bassin für das kalte Wasserbad. Die Seitenwände und der Boden des Bassins hatten einen Belag von Ziegelplatten. In der nordöstlichen Ecke war zum Hinabsteigen in das Bassin und auch zum Niedersitzen eine nach dem Innern des Bassins zu kreisrunde Treppe von einer Stufe aus Ziegelplatten angebracht. Der oben erwähnte Kanal trat aus dem nordöstlichen Zimmer in das jetzt beschriebene Zimmer unter einer beide Zimmer verbindenden Tür ein, bog sich dann in einem stumpfen Winkel unter dem Estrich nach dem Bassin zu und versah so dieses mit Wasser.

    An der südlichen Seite war das Bassin mit einem bleiernen Abflussrohr versehen, welches das Wasser wieder in einen abführenden Kanal leitete, der noch 8,5 m weit südlich aufgefunden wurde. Seine Sohle lag beim Austritt aus dem Bassin auf gleichem Niveau mit dessen Sohle. Am südlichen Ende lag die Sohle 0,3m tiefer. Das Gefälle betrug also hier 35 auf 1000.
    Das südöstliche Zimmer, welches, wie schon bemerkt, 3,9 m x 2,5 m groß war, ist wieder mit einem Hypocaustum versehen, ganz ähnlich demjenigen des zuerst beschriebenen Zimmers. Es waren in diesem vierzig Säulen vorhanden. Dieses Hypocaustum erhielt seine heiße Luft jedenfalls über „Dohlen" (?) aus dem Ersterwähnten. Vielleicht wurden auch noch bronzene Kohlenbecken (be- sonders für das „laconicum") zu Hilfe genommen. Alle Wände des Zimmers, mit Ausnahme derjenigen der westlichen Wand, waren mit Kacheln ausgefüllt, welche die heisse Luft zur Höhe führten. Das Zimmer diente als „sudatorium" = (trockenes) Schwitzbad. In seiner nordöstlichen Ecke war noch ein besonderer kleinerer Raum von 1,4 m x 0,7m lichter Weite durch Ziegelmauern abgetrennt.
    Die westliche Wand war von außen wiederum mit Kachelröhren bedeckt, und reichte gewiss einst bis an die Decke des Zimmers, die südliche dagegen, welche keine Kacheln enthielt, ist wenigstens zum Teil jedenfalls so niedrig gewesen, dass man in den eingeschlossenen Raum hereinsteigen konnte. Wozu diente dieser Raum, in welchem sich offenbar eine ganz besondere Hitze entwickelte? Wir zweifeln nicht, dass er ein laconicum war, in welchem das Schwitzen aufs Äußerste gesteigert wurde.

    Wir bemerken noch, dass sich von dem „sudatorium" ein kleiner Rest der östlichen Mauer fand, welcher zeigte, dass diese Mauer nur 0,2 m breit war.

    In den beschriebenen vier Zimmern des nördlichen Rechtecks sind alle wesentlichen Teile eines römischen Badehauses enthalten. An Dasselbe stieß südlich noch ein zweites Rechteck so an, dass die Ostmauer dieses Rechtecks etwas östlicher lag als diejenige des Anderen. Die Westmauer setzt 3,45 m von der Südwestecke des nördlichen Rechtecks an, und hat eine Länge von 12 m; sie ist 0,6 in dick, also ca. 1,5 mal so dick wie die stärkste der anderen Mauern. Sollte dieser Umstand nicht die auch sonst naheliegende Vermutung kräftigen, dass wir es hier mit einem Anbau zu tun haben, der gefertigt wurde, als man die Gewalt der regnerischen Weststürme in unseren Gegenden aus der Erfahrung kennen gelernt hatte? Dieses südliche Rechteck - dasselbe hatte kein Hypocaustum – ist durch zwei westöstliche Zwischenmauern, welche ebenso wie die südliche Grenzmauer 0,4 m dick waren, in drei Räume eingeteilt. Der mittlere und der südlichste hatten einen 0,2 m dicken Estrich, ähnlich dem der drei Räume des nördlichen Rechtecks. Bei diesen beiden Räumen war die östliche Grenze nicht mehr zu bestimmen. Der Boden des mittleren Zimmers, welches im Lichten von Norden nach Süden 4,2 m lang war, lag auch in derselben Höhe wie derjenige des nördlichen Rechtecks; derjenige des südlichsten dagegen lag 0,8 m tiefer, vielleicht schon deswegen, weil das ganze Terrain nach dieser Seite, wo ja auch der Kanal abfloss, sich senkte. Der nördlichste Raum lag aber ebenfalls 0,8 m tiefer; derselbe hatte auch keine östliche Grenzmauer mehr; aber es fand sich an der Ostseite eine schräg ansteigende Mauerbank, welche sowohl auf der Schräge als auch auf der oberen Platte 5cm dick mit Fugenputz versehen war. Auf dem festgestampften Boden war daher dieser Raum von Westen nach Osten 4,5 m breit, oben aber in der Höhe der Mauerplatte und des Estrichs der anstoßenden Zimmer betrug die Breite 4,75 m. Vielleicht stand die eigentliche östliche Grenzmauer des Raumes noch einige Meter weiter. Von Norden nach Süden betrug die lichte Weite dieses Raumes 4,2 m, die des südlichsten betrug nur 2,1 m. Wozu diese 3 Räume des südlichen Rechtecks dienten, ist wohl schwer zu bestimmen. War etwa der nördlichste von ihnen zu einem größeren kalten Bad, etwa für die Sklaven, bestimmt ? Dasselbe hätte das Wasser durch eineSeitenlinie des oben erwähnten Kanals erhalten können. Der südlichste Raum könnte als Wohnung eines das Badehaus bedienenden Sklaven gedient haben. Oder waren vielleicht hier Bedürfnisanstalten, deren Inhalt durch den nahen Kanal fortgeschwemmt wurde ? Der mittlere, höher gelegene Raum diente wohl der Herrschaft selber zu irgend einem Zwecke.

    In den beschriebenen Dernauer Ruinen wurden, soweit mir bekannt ist, drei Kupfermünzen gefunden. Eine, auf welcher die Inschriften fast gänzlich durch Rost zerstört waren, die aber noch schwach das Bild des Trajan zeigte; die beiden anderen waren gut erhalten und gehörten den Kaisern Constantius II. und Valentinianus an.
    Außerdem wurden, südlich und in der Nähe des südlichen Rechteckes, mehrere kleinere und größere Bruchstücke von Inschriftsteinen gefunden, welche uns wahrscheinlich die Namen zweier damaliger Bewohner der Villa und der Frau eines von diesen melden. Das Material der Steine scheint von Niedermendig zu stammen.
    Dieselben haben als Grabmonumente gedient; denn wenn auch das Gesetz die Beisetzung von Leichen innerhalb der Häuser verbot, so wurde dasselbe doch nachweislich vielfach und gewiss namentlich in solchen einsamen Höfen übertreten. Möglicherweise waren auch nur die Aschenurnen verbrannter Leichen beigegeben. Der eine Stein ist 13 cm dick und etwa 50 cm hoch und breit, die Buchstaben haben eine Höhe von7 cm. Oben fehlt nur wenig an dem Fundstück. Wie viel an der rechten Seite abgebrochen ist, kann nicht festgestellt werden. Links und unten ist der Stein vollständig erhalten.

    Wir lesen:

    … ibi(?) sibi [et] Primia[e] Camul[ae] coniugi [fec(it)].

    Von einem zweiten Steine fanden sich drei zusammengehörige Stücke vor. Zusammen bilden sie einen Rest, der etwa 44 cm breit, 36 cm hoch und15,5 cm dick ist. Die Buchstaben haben eine Höhe von 8 cm.

    Wir lesen:

    … c ulio peregrino……

    Der C. Julius Peregrinus, dem dieser Stein gesetzt ist, hat einen zu gewöhnlichen Namen, als dass sich über ihn etwas mutmaßen ließe, zumal außer diesem Namen von der Inschrift kein lesbarer Buchstabe erhalten ist. Zu diesem Reste gehören vielleicht noch zwei kleinere Steinstücke. Die erstgenannte Inschrift der Primia scheint dem ersten Jahrhundert anzugehören. Die Zweite ist wohl nicht viel jüngeren Datums.

    Das Dernauer Balneum bildete natürlich einen Teil eines größeren von einer Mauer umgebenen Hofes. Die herrschaftliche Wohnung lag wahrscheinlich etwas höher und nördlicher, näher dem Berg zu. Die Wohnung der Sklaven und die Wirtschaftsgebäude dürften tiefer und südlicher gestanden haben.

    Als man im Jahre 1869 das Portal der etwa 100 Schritt südwestlich von der Ruine gelegenen Kirche neu fundamentierte, fand man etwa zwölf Fuß unter dem jetzigen Strassenniveau die Reste eines anderen Portals. Gehörte dieses vielleicht der Umfassungsmauer unseres Hofes an?

    Die Villa mag bei dem Einfall der Franken im Jahre 388 zerstört worden sein.

    Die Straße zwischen der Ruine und der Kirche heißt heute die Brandesgasse (gesprochen Brantesjass).

    Reste von verkohltem Holz wurden in dem südlichen Rechteck gefunden. Das nördliche Rechteck scheint nicht sofort auch zerstört worden zu sein. In dem nordwestlichen, kleinen Raume desselben fanden sich eine Anzahl Tierknochen und Stücke.



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