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Inhaltsverzeichnis

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    7. Herrschaftsstruckturen

    7.1. Die Herrschaft Are

    In den Annalen der Abtei Prüm wird um das Jahr 963 in einer nicht genau datierten Urkunde von einem Gütertausch zwischen dem Adeligen Sigebodo und der Abtei berichtet. (siehe hierzu auch den Stammbaum zur Genealogie der Häuser Ahr, Liedberg und Meer). Sigebodo tauscht Güter aus seinem Besitz im Eifelgau gegen Güter der Abtei Prüm im Ahrgau. (Raum Kreuzberg, Vischel und Altenahr). Sigibodo kann wohl als einer der Vorfahren der Grafen von Are angesehen werden.

    Abb.: 4 Stammbaum der Grafen von Are

    Über den Ursprung des Namens Eifel ist bereits viel gerätselt worden. Es gibt etwas zwanzig Deutungen (unter anderem „Wasserland, Eibenland, Hochland, etc.), bis heute hat sich keine eindeutig durchgesetzt. Die heutige Region Eifel war von Caesars Zeiten bis ins achte Jahrhundert ein Teil der Ardennua silva, die sich von Rhein und Mosel bis zum Meer zogen. Zunächst taucht das Wort als Adjektiv im Zusammenhang mit der Nennung des Eifelgaus auf (762, pago eflinse). Später (838) taucht erstmals ein Pago Eifla auf. Dieser Eifelgau, der später der ganzen Region den Namen gab, war ursprünglich begrenzt auf ein Gebiet in etwa zwischen Münstereifel, Kronenburg, Daun, Ulmen und Adenau gelegen.

    Im Jahre 992 erlaubt König Otto III den Brüdern Sigebodo und Richwin in einem genau definierten Gebiet alle zum königlichen Wildbann gehörenden Tiere zu jagen und zu fangen. Dieses Gebiet umfasst in etwa ein Gebiet südlich der Ahr von Niederadenau bis Bad Neuenahr bis zu einer Linie Hohe Acht - Königsfeld. Nur die Besitzung seines Getreuen Herzog Konrad ist ausgenommen. Dieses Gebiet scheint das um 963 von Prüm erworbene Gebiet um Kreuzberg/Altenahr und Vischel zu arrondieren. Möglicherweise ist das Gebiet dieses getreuen Herzog Konrads das Saffenburger Gebiet, welches nun von mehreren Seiten von den Besitzungen Sigebodos umgeben ist. (siehe auch Kapitel 2 „Prümer Urbar“)

    Offensichtlich ist es so, dass gerade das Herrscherhaus der Ottonen stark mit der Region Ahrgau/Bonngau/Eifelgau verbunden war bzw. dort treue Unterstützer fanden. Der genannte Konrad könnte der Welfe Konrad (937-993) gewesen sein, der den Ottonen engstens verbunden war. Das älteste Pfalzgrafengeschlecht (Niederlothringen) der Ezzonen war im 10. und 11. Jahrhundert am Niederrhein die stärkste Laiengewalt und saß zeitweise auf der Tomburg bei Rheinbach. Einer der Ezzonen war mit einer Schwester König Ottos III verheiratet. Durch den plötzlichen Tod Otto III in 1002 kommt es zu einem offenen Konflikt zwischen den Ezzonen und dem Herrscherhaus.

    Im Jahre 1087 wird in einer königlichen Urkunde von einem Teodericus de Herlar (Heerlen/Limburg) berichtet. Herlar ist im 11. Jahrhundert Allod (Eigentum) der Grafen von Are. Ebenfalls in 1087 ist von einem Teodericus comes de Hara (Graf von Are) die Rede. Es scheint, dass er zwischen diesen Urkunden zum Grafen ernannt wurde. Ebenfalls gehörte das Kloster Steinfeld (Eifelgau) zu seinem Eigenbesitz. Dieses Kloster muss von seinen Vorfahren zwischen 1069 und 1073 gegründet worden sein.

    Er selbst wird als derjenige angesehen, der mit einer geschickten Heiratspolitik den Grundstein für den starken politischen Einfluss in der nahen Zukunft legte. In 1102 wird er bei Streitigkeiten in Sachsen (Magdeburg) als Zeuge genannt.

    Von seinem Sohn Lothar wird ( allerdings ohne Quellenangabe) berichtet, dass er am II Kreuzzug teilgenommen hat (1147-49) und 1151/52 als Lothar von Ahr in Palästina gestorben sei. Sein Sohn Dietrich II wird 1158 zweimal als Zeuge im Gefolge Kaiser Friederichs I genannt.

    Im 11. bis 13. Jahrhundert waren die "von Are" eines der einflussreichsten Adelshäuser in der Eifel, an der Ahr und am Niederrhein. Verwandtschaftlich waren sie mit einer Vielzahl von Adelshäusern verbunden ( Hochstaden, Limburg, Liedberg, Kleve, Nürburg, Malberg/Kyll und nach Niederlothringen) und hatten enge Verbindungen zum Klerus ( Cassius Stift Bonn, Kloster Steinfeld, Kloster Laach, Kloster Meer, Bistümer Köln, Trier, Lüttich, Toul, Utrecht). Einer der bekanntesten Vertreter war als Erzbischof und Kurfürst von Köln Konrad von Are – Hochstaden (1238 – 1261). In dieser Zeit kam die Herrschaft Are zum Erzbistum Köln. Im Jahre 1256 übertrug Konrad das Patronatsrecht über die Kirche dem Deutsch-Ritterorden.

    Dieser Konrad von Are-Hochstaden, der ja für die Region Köln / Bonn /Ahrtal eine große Bedeutung hat, hat eine unglaubliche Karriere gemacht und den Lauf der deutschen Geschichte sicherlich ganz wesentlich mit beeinflusst. Hier ein kurzer Abriss zu seinem Leben:

    Konrad, Domherr und Probst, wurde 1238 von den Vorstehern der Kölner Stifte und Klöster und dem Domkapitel zum Erzbischof geweiht, obwohl er erst ein halbes Jahr vorher von Papst Gregor IX exkommuniziert worden war. Grund war gewesen, dass er seit 1233 den vom Pabst ernannten Domprobst Konrad von Buir –allerdings mit Billigung der Mehrheit des Domkapitels- aus seiner Stellung gedrängt hatte. Als Anfang 1237 auf Wunsch und Anweisung des Papstes vom Abt von Eberbach und zwei Mainzer Prälaten Konrad von Buir im Dom der Sitz des Domprobstes zugewiesen wurde, wurde er von Konrad von Are-Hochstaden und seinen Helfern an den Haaren aus dem Dom gezogen, gefangen genommen und sein Haus geplündert. Daraufhin kam es zur Exkommunikation. In der Zeit danach scheint er sich ausgesprochen klug gegenüber den verschiedenen Interessengruppen in der Stadt und der Kirche verhalten zu haben, so dass er trotz allem mit ca. 33 Jahren ungefährdet zum Bischof gewählt wurde. Allerdings bedurfte dies auch noch der Zustimmung des Kaisers und des Papstes. Den Kaiser, Friedrich II, konnte er bald gewinnen, da dieser ihn angesichts der Stellung von Konrads Vater Lothar im staufisch-welfischen Thronstreit (1204) für einen besonders treuen Gefolgsmann hielt. Die Zustimmung von Papst Gregor IX war extrem problematisch. So wird berichtet, dass Konrad im März 1239 heimlich und verkleidet nach Rom zum Papst reist. Dort wird er bestätigt und kehrt im Juni 1239 nach Köln zurück. Dies ist nur so zu erklären, dass sich hier offensichtlich ein Seitenwechsel Konrads von der kaiserlichen zur päpstlichen Seite vollzogen hat.

    Dies war in einer Zeit, als sich der Streit zwischen Kaiser und Papst extrem zugespitzt hatte. Gregor hatte den Kaiser im März 1239 zum erneuten Mal mit einem Kirchenbann belegt. Sein Ziel war, ihn abzusetzen und durch einen nichtstaufischen König zu ersetzen. Das war die Chance für den exkommunizierten, aber gewählten Erzbischof Konrad, der als Inhaber des Aachener Krönungsrechtes, erheblichen politischen Einfluss geltend machen konnte. Einmal in Rom, ließ sich Konrad den Seitenwechsel mit erheblichen finanziellen Leistungen bezahlen; sein Bistum in Köln war von seinen Vorgängern im Amt wirtschaftlich stark heruntergewirtschaftet worden. So wurde Konrad zur treibenden Kraft gegen den Kaiser, was schließlich, mit der Schwächung des Kaisertums, seit 1256 zum „Interregnum“ in Deutschland führte.

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