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Inhaltsverzeichnis

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    6. Das Prümer Urbar

    Liegt der Ahrgau zur Römerzeit an der Rheingrenze und an der Grenze zwischen den linksrheinischen römischen Provinzen Germania inferior und Germania superior (Vinxtbach =ad fines), so fällt er -bei der Teilung des Frankenreiches zu Verdun (840) in ein West-, Mittel- und Ostreich- an Kaiser Lothar I, der für das Mittelreich (Lothringen) zuständig ist. Nach dem Tod von Lothar II (+869) fällt der Ostteil von Lothringen und damit auch der Ahrgau an das Ostreich und Ludwig den Deutschen. Versuche Kaiser Karl des Kahlen (Westreich) diesen Teil des Reiches dem Westreich einzugliedern werden in der Schlacht von Andernach (876) vereitelt.

    Dies ist die politische Situation in der Zeit, aus der erste Urkunden mit Namen von Ortschaften aus dem Ahrgebiet auftauchen.

    Im Jahre 856 überträgt König Lothar II auf Bitte der Grafen Adalard und Matfrid einem Vasallen des Letzteren namens Otbert Weinberge in „Gisenhoua supra fluvium ara“. Dieses angesprochene Giesenhoven lag in dem Bereich in dem die Römervilla Silberberg in Ahrweiler gestanden hat.

    Etwa dreißig Jahre später, am 26. Febr. 886, werden von der Abtei Prüm Lehensgüter in Giesenhoven, Geroldshoven (Bereich vor Kalvarienberg) und in Williolvesdielin ( bei Walporzheim?) an Hartmann, einen Sohn des oben genannten Otbert, eines Vasallen Lothars II vergeben. Zu dieser Zeit gehört der Ahrgau aber bereits zum Ostreich unter Kaiser Karl dem Dicken (881-887)

    Im Jahre 893 werden von der Abtei Prüm, die 721 von der Stifterin Bertrada -einer Verwandten König Pippin des Jüngeren (geb. 715) (Bertrada war die Großmutter der Frau Pippins, ebenfalls eine Bertrada) des Vater Karls des Grossen (747 bis 814) gegründet wird, die zur Abtei gehörenden Güter und Höfe aufgelistet, nachdem in den Jahren 882 und 892 die Normannen die Eifel geplündert und dabei das Kloster Prüm zerstört hatten. Durch ihre Verwandtschaft zum Königshaus war die Abtei im Rahmen einer königlichen Schenkung im Jahre 762 zu umfangreichem Grundbesitz im Ahrgau ( Kloster Kesseling = cella casloaca im Sinziger Gebiet bei dem Wald „Mellere“ gelegen.) gekommen. Die Liste des Jahres 893 ist in einer Abschrift des Abtes Caesarius aus dem Jahre 1222 erhalten.

    Was in dieser Liste auffällt, ist, dass die dem Unterzentrum Kesseling doch recht nahe gelegenen Orte an der Ahr wie Mayschoss und Rech überhaupt nicht erwähnt werden, und Dernau nur als eine Randbemerkung unter Kesseling. Hieraus könnte u.a. geschlossen werden, dass in diesem Gebiet –dem Saffenburger Ländchen- kein oder wenig Prümer Besitz lag und in der Vergangenheit andere Herschaftsstrukturen Schenkungen an Prüm verhindert haben.

    Abb. 3 Auszug aus dem Prümer Urbar 893

    Neben einer Vielzahl von Orten und Höfen die im Bereich des Ahrgaus aufgeführt werden, heißt es im Zusammenhang mit Kesseling unter anderem: „...est uinea in degeranauale ad carrades III quam tenet fro(muod cum homine uno).“ ( zu beachten ist, dass u und v häufig identisch geschrieben wurden). Möglicherweise besteht eine Verbindung zwischen dem Besitzer dieses Dernauer Weinbergs zu dem im Urbar unter “Pützfeld“ genannten Weinbergsbesitzer.

    Dieses Degeranauale/degerana vale wird allgemein als die erste urkundliche Erwähnung von Dernau angesehen. Verschiedene Interpretationen dieses Namens sind veröffentlicht, am wahrscheinlichsten scheint mir die Deutung über die lateinische Endung ..vallis für ..dal/ Tal und damit: Tal von/bei Degerana. Die Übersetzung lautet wohl sinngemäß: „...es liegt ein Weinberg im Tal von Dernau, der drei Fuder Ertrag bringt. Dieser ist aber wohl mit einem Menschen als Lehen vergeben.“

    Obwohl bisher nicht diskutiert, scheint mir auch eine Interpretation der Endung zu Auel/Au möglich und sinnvoll, da es der örtlichen Situation in Dernau entspricht.

    Mit diesen Deutungen wird allerdings nicht auf den Kern der Wortes „Degern..“ eingegangen. Es gibt hier eine Interpretation, die es mit dem fränkischen Eigennamen „Dager“ in Verbindung bringt. Da mir dies nicht sehr plausibel erscheint, möchte ich -auch als Nichtfachmann- ein paar Gedanken dazu äußern:

    1. Evtl. Zusammenhang mit dem alt./mittelhochdeutschen Wort „gêre“, welches für ein keilförmiges Stück Land steht? Zusammenhang zwischen „gere“ und der Ortslage „kier“ ? Im Dialekt das Wort „kier“ für Kehre, Kurve, Knick. Auffallend in diesem Zusammenhang, die starke Kehre des Flussverlaufes der Ahr bei der Ortslage Dernau. Sollten das alles Zufälle sein? Falls nicht, dann könnte das Wort bedeuten: „Tal/Aue bei der Kehre“



    2. Es gibt im Raum zwischen Basel und Bodensee und auch bei Wasserburg am Inn Orte die sich Degernau / Tegernau nannten / nennen. Auffallend ist, dass all diese Orte im ehemaligen keltischen Kerngebiet liegen. Allgemein wird folgende Herleitung angenommen:
      - Deger... mittelhochdeutsch für groß, stark
      - tegar.... althochdeutsch
      - ouwe.. mittelhochdeutsch für Land am/im Wasser
      - ouwa... althochdeutsch
      Meist handelt es sich bei Orten mit der Endung ..ouwe/ouwa um kleinere Siedlungen.

      Die in den folgenden Jahrhunderten verwendeten Ortsbezeichnungen sind:
      893/1222 Degeranavale 1364 Dernow
      1106 Degernowen 1416 Derne
      1108 Deroule 1418 Dernaw
      1112 Dagernow 1424 Dernauwen
      1140 Defuernogen 1452 Dernauwe
      1205 Dernowe 1585 Dernauw
      1363 Dernave 1717 Dernaw

    3. Das oben genannte Degernau (heute Stadtteil von Wutöschingen bei Waldshut) liegt an einem alten Handelsweg der La- Tene-Zeit vom Schweizer Mittelland durch das Wutachtal in das Neckartal. Dies ist die Route des späteren Itinerars der Tabula Peutingeria. In dieser Region (Dangstetten) war bis zum Jahre 9 vor Chr. die 19. Legion mit römischen Legionären, keltischen Reitern und orientalischen Bogenschützen beheimatet; später war diese Legion am Niederrhein beheimatet. Auffällig ist, dass einige Namen, die man in dieser Region antrifft, wie z.B. Degernau, Aare, Scossem auch in ähnlicher Form an der Ahr in Dernau und Mayschoss wieder findet.

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