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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Historische Anfänge

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Sprache der Region

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Familie Bertram

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Flurnamen

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    9. Die Sprache der Region

    Die Basissprache in der Region ist gerade in den letzten 50 Jahren sehr starkem Wechsel und Veränderungen unterworfen gewesen. Vielfältige Gründe, wie größere Mobilität der Bewohner, geänderte Kommunikationsmöglichkeiten (Zeitungen, Radio, Telefon, Fernsehen, Internet, etc.) haben dazu geführt, das die lokalen Dialekte größeren Veränderungen unterworfen waren und zunehmend auch in den kleineren abgelegenen Ortschaften aus dem Alltag zurückgedrängt werden. Ich selbst wunderte mich noch in den fünfziger Jahren über Ausdrücke, die Großonkel und Großtante (geb. 1876 und 1878) gebrauchten (siehe einige Beispiele in nachstehender Tabelle ) und die damals schon nicht mehr allgemein gebräuchlich waren. Auch Worte die aus dem Französischen erhalten geblieben waren, wurden von ihnen noch stärker eingesetzt.

     ewiele  zur heutigen Zeit
     vewaahschöll  Kindergarten
     de kie kreje  erreichen, schaffen
     wannie  wann
     lutte  immer
     dahle  Taler

    Mit Aufnahme in die Volksschule (1956) war es zunächst einmal die Hauptaufgabe der Lehrerin, uns ein einigermaßen verständliches Hochdeutsch beizubringen, da zuhause und im Ort ausschließlich Platt/Dialekt gesprochen wurde. Es ist festzustellen, dass teilweise Unterschiede in der Sprache schon zwischen den einzelnen Orten (z.B. Dernau und Ahrweiler) in den Region zumindest den Einheimischen deutlich auffallen. Daher kurz ein Abriss zur Sprachforschung in unserer Region:

    Der wesentliche Punkt zur Ausbildung der Sprache in unserer Region dürfte mit dem Einwandern rechtsrheinischer germanischer Stämme in den linksrheinischen Bereich um Köln zusammenhängen. Schon die Eburonen, die bereits 50 Jahre vor Christus von Caesar vernichtet wurden, waren wohl ein keltisch-germanisches Mischvolk. Nach Ihrer Vernichtung wurde der rechtsrheinische, römerfreundliche, germanische Stamm der Ubier hier angesiedelt. Schon damals lag unsere Region im südlichen Grenzbereich zu den Treverern, die u.a. große Teile der Eifel und den Bereich der Mosel besiedelten. Mit beginnendem Zusammenbrechen des römischen Reiches drangen auch die rechtsrheinischen Sugambrer und Brukterer ein und siedelten linksrheinisch. In der Folge entstand hieraus im Großraum Köln der Gau der ripuarischen Franken.

    Es haben sich allerdings auch Begriffe bzw. Begriffsteile gehalten, die bis vor diese Zeit reichen. Flussnamen (Ahr, Hohe Acht), Städtenamen (Remagen, Sinzig, Andernach, (Kirch)-Daun, vielleicht sogar Mayschoss und Dernau), Gemarkungsnamen (vielleicht Loiscossem/Lüschich, Jischich, Iberich, Overich in Dernau) werden vielfach auf keltische Ursprünge zurückgeführt. Andere Namen wie „Op de Ortes/supra Ortus“ und „In de Maa/ad marem“ gehen deutlich auf römische Ursprünge zurück.

    Es gibt sogar ernsthafte Vermutungen, dass sich manche Namen von Flüssen von einer europäischen „Ursprache“ ableiten lassen, die verwandt gewesen ist mit dem Baskischen und sich nach der Eiszeit aus der Baskischen Region verbreitet haben soll. Dies wird zum Beispiel an den baskischen Worten „ibar“ für Tal, Flussmündung deutlich gemacht. Fluss- und Ortsnamen, die auf diesem Begriff fußen, gibt es von Spanien bis nach Serbien (Ebro, Ebrach, Ibar um nur Einige zu nennen). Ferner gibt es das baskische Wort „aran“ für Tal, welches ebenfalls in vielen europäischen Ländern vorkommt. Einiges könnte für diese Theorie sprechen, da in neuerer Zeit genetische Studien gezeigt haben, dass das Erbgut der Basken, als eines nicht indogermanisches Volkes, in verblüffender Vielfalt in der europäischen Bevölkerung gefunden werden kann.

    Doch zurück zur Sprach- bzw. Mundartforschung in unserer Region.

    Die Mundartforschung im Rheinland wurde zuerst von Georg Wenker (1852-1911) betrieben. Bereits 1878 erscheint sein Werk „ Sprach-Atlas der Rheinprovinz nördlich der Mosel sowie des Kreises Siegen.“ Danach wurde anhand geografischer Linien festgestellt, wo markante Sprachlinien im Rheinland verliefen (siehe Karte Abb.: 33)

    Wir sehen, dass an der Mittelahr die Sprachgrenze zwischen dem Ripuarischen (Kölsch) und dem Moselfränkischen in einem regelrechten Zickzackkurs verlauft. Tatsächlich kann man feststellen, dass Kölner Spracheinflüsse an Ahr, Rhein und Eifel so stark vertreten sind, dass man mancherorts von Moselfränkisch mit starkem ripuarischen Einschlag sprechen muss.

    Abb.: 33.1 Sprachgrenzen im Rheinland
    Abb.: 33.1 Sprachgrenzen im Rheinland
    Abb.: 33.2 Sprachgrenzen im Rheinland
    Abb.: 33.2 Sprachgrenzen im Rheinland


    Einige besonders auffallende Dialektunterschiede aus dem Ahrbereich:

     Hochdeutsch  Bonn  Köln  Dernau  Ahrweiler  Adenau
     Wein      Wing  Weng  Weng
     Finger      fonge  fenge  
     Taube      duf  douv  
     laufen      loofe  laufe  
     wohnen      wanne  wonne  
     finden      fonne  finne  
     Haus  Hus  Hus  Huus  Hous  
     Bauer  Buer  Buer  Bue  Boue  Boue
     Weib    Wiiv  Wiiv  Weiv  Weiv

    Möglicherweise ist in unserer Region, und zwar mit starken Einschlüssen der lokalen Sprache, nämlich im Kloster Marienthal, ein mittelalterliches Marienlied geschrieben worden. In der Niedersächsischen Landesbibliothek in Hannover wird diese Pergament , welches 1455 in Köln erstmals bezeugt wurde, aufbewahrt. Fachleute schätzen, dass es ca. 1250 entstanden ist, einer Zeit als Konrad von Are-Hochstaden Bischof in Köln war. Besonders eine Stelle in diesem Hohen Lied auf Maria scheint einen gewissen Bezug auf Marienthal zu nehmen:

    Es heißt:

    „Noch bist du die duf, der de brüdegume / so dicke ruefet, dat si kume: / „Stant up“, spricht he, „min allerlefste, / min süverliche, mine neste, / min duf, du wanes inde weines / in den lochen des schiversteines.“

    „Noch bist du die Taube, nach der der Bräutigam so sehr ruft, dass Sie kommen möge.“ „Steh auf“, spricht er meine Allerliebste, meine Süße, meine Nächste, meine Taube, du wohnest im Wein, in den Höhlen des Schiefergesteins.“

    Obwohl der Autor nicht direkt mit vollem Namen bekannt ist, deutet Einiges darauf hin, das ein Prior des Klosters mit Namen Thomas, der vermutlich verwandtschaftliche Beziehungen zu den Grafen von Are hatte, der Autor ist.


    Die Entwicklung der Sprache vom römischen Ursprung, über das Fränkische bis in die heutige lokale Sprache kann auch an folgendem Beispiel verdeutlicht werden:

    Die älteren Dernauer kennen noch das Wort „Zentner“ oder „Zentnesch, Hein“. Der Ursprung dieses Wortes kommt aus der römischen Sprache / Latein und hat sich aus „centarius“ entwickelt. Dieser Centarius war der Vorsteher einer Hundertschaft und geichzeitig auch deren Richter. In der karolingischen Zeit war er ein Unterbeamter und Stellvertreter des Grafen. Seit dieser Zeit fiel dieses Amt vielfach mit dem des Schultheissen zusammen und bezeichnete später den Dorfvorsteher.

    Andere Bezeichnungen für Dorfvorsteher waren im Mittelalter auch „Honne“ oder „Hundt“ als deutsche Bezeichnung („Hundertschaft“) von „Zent“.


    Als einen merklichen Unterschied zwischen dem Ripuarischen und dem Moselfränkischen kann man wohl feststellen, dass das Erste etwas weicher (manchmal mit einem etwas singenden Tonfall; besonderes auffallend im Aachener Raum) als das Moselfränkische gesprochen wird. Für Diejenigen, die dieses Sprachthema vertiefen wollen, bietet zum Beispiel die Seite www.weikopf.de oder, für am Dialekt Interessierte, das Dialekt-Lexikon „Nokixel“ von Hermann Josef Schmitz, Herausgeber: Eifelverein Dernau e.V., viele Informationen.

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