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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Historische Anfänge

Die Roemer

Die Franken

Das Prümer Urbar

Herrschaftsstrukturen

In und um Dernau

    - Ortsanfänge

    - Gerichtsbarkeit

    - Ritter von Dernau

    - Höfe und Güter

    - Die Pest

    - Hexenwahn

    - Hochwasser

    - Kriege und Plünderungen

    - Kirchengeschichte

    - Jüdische Gemeinde

    - Wirtschaftsstrukturen

    - Infrastruktur

    - Sitten und Gebräuche

        -- Bruderschaften

        -- Wallfahrten

        -- Christliches Leben

        -- Testamente

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        -- Maibaum

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    8.13.7. Mailehen

    Eng verknüpft mit dem Brauch des Maibaumsetzens ist auch heute immer noch der Brauch des Ersteigerns von Mailehen, eine ziemlich archaische Sitte, die schon 1845 von Gottfried Kinkel verwundert beschrieben wurde. Im 16. Jahrhundert wird erstmals von diesem Brauch, der meist von der Kirche sehr stark bekämpft wurde, im Kölner Raum berichtet.
    Nach Aufstellen des Maibaumes treffen sich die Junggesellen, -Mädchen, Frauen, und Verheiratete sind üblicherweise nicht zugelassen-, in einer Gaststätte zu dieser "Versteigerung". Wer wollte, konnte vorher seine feste Freundin oder Braut beim Vorsitzenden des Vereins ("Scholtes") freikaufen und so verhindern, dass diese ihm wegversteigert wird oder er sich auf ein hohes Bietergefecht mit anderen Junggesellen einlassen muss und so evtl. das Nachsehen hat bzw. als Meistbietender des Abends zum Maikönig wird.

    Bei dieser Versteigerung werden die nicht verheirateten Mädchen (ab 16 Jahren) und Frauen des Ortes einzeln ausgerufen. Bei dem Ausrufen wird meist hinreichend auf die tatsächlichen oder nachgesagten Eigenschaften der Ausgerufenen hingewiesen. Derjenige Junggeselle erhält den Zuschlag, der am meisten für ein ausgerufenes Mädchen bietet. Am Ende der Versteigerung ist derjenige Maikönig, der an diesem Abend von allen Junggesellen den höchsten Betrag für ein Mädchen geboten hat/bieten musste. Die von ihm Ersteigerte ist die Maikönigin. Die Mädchen, welche auch nach mehreren Durchgängen nicht versteigert werden konnten, werden dann gemeinsam in einem Gesamtlos ("Knubbel"; "Rötz") versteigert. Derjenige der diesen ersteigert (genannt "Kühles") hat die vornehme Aufgabe und Pflicht, sich um die nicht ersteigerten Madchen im Monat Mai zu kümmern und gelegentlich mit Ihnen zu tanzen.
    Ist das "Steigern" abgeschlossen, - bei vielen ist der Alkoholpegel schon recht hoch-, so geht es nächtens in den Wald, um den Maistrauß für die ausgewählte "Mailehen" zu schlagen und an ihrem Wohnhaus anzubringen.
    Die Maikönigin erhält eine bunt geschmückte Tanne, die anderen Mädchen heute meist eine mit bunten Girlanden versehene Birke; früher war dies meist ein Strauch vom Hasel-Baum.
    Im Laufe des kommenden Tages hat der junge Mann die Pflicht, (manche haben wenig geschlafen und sind noch nicht ganz frisch) bei der Mailehen und deren Eltern einen Antrittsbesuch zu machen, sich vorzustellen und dabei vielleicht einen Blumenstrauß für die "Mailehen" mitzubringen.
    Es war schon früher so und ist es sicher heute erst recht, dass nicht alle Mädchen begeistert waren über das, was da passierte bzw. über den, der da auftauchte. Es ist mit diesem Steigern die Pflicht verbunden, zumindest für den Monat Mai gemeinsam mit den Mitgliedern des so genannten "Maijeloochs" (Gruppe derjenigen jungen Leute die gesteigert haben) zu feiern und gemeinsam etwas zu unternehmen. Weigerten sich Mädchen mit ihrem Mailehen den Mai zu verbringen und am Maijelooch teilzunehmen, so wurde früher Spreu ("Kaaf") vor Ihrem Haus gestreut, sodass für jeden ersichtlich war, dass sie sich geweigert hatte, an dem Brauch teilzunehmen. Vereinzelt kam es seit den siebziger Jahren vor, dass anstatt "Kaaf", nun Kalk gestreut wurde, was eine große Schweinerei gab und für sehr viel Ärger sorgte.
    Gemeinsame Veranstaltungen waren und sind Tanzabende, eine gemeinsame Maitour in die nähere oder weitere Umgebung (finanziert von den Einnahmen der Versteigerung), die Teilnahme am Junggesellenfest und am traditionellen Pfingstumzug.


    Abb.: kuhlesserie
    Abb.: Kühles in Dernau 1974


    Bei diesem Umzug am Pfingstmontag wird zunächst von den Junggesellen und einer Musikkapelle der oben genannte "Kühles" abgeholt. Diesem kommt bei diesem Umzug die Aufgabe zu, die Rolle eines Art Kalfaktors/Clowns zu mimen. Üblicherweise hat er eine Art lustige Verkleidung und trägt eine große Weißbrothälfte mit sich, die dick mit Quark bestrichen ist. Umstehende und Zuschauer des Umzuges werden gebeten oder -wenn nötig- auch mit sanftem Druck aufgefordert einen Biss von diesem leckeren Brot zu nehmen. Auch dies ist nicht jedermanns/jederfraus Sache, die manchmal zu Ärger Anlass gab.
    Zusammen mit dem "Kühles" ziehen Musikkapelle und Junggesellen nun weiter, um Maikönig und Maikönigin abzuholen. Diese werden in einer Kutsche oder einem offenen Wagen gefahren. Gemeinsam zieht der Umzug nun zu jedem Paar, welche in den vergangenen Monaten geheiratet hat oder welches in dieser Zeit eine Jubiläumshochzeit hatte. Das Königpaar grüsst die Jubilare, wünscht Gesundheit und alles Gute für die Zukunft, es spielt die Musikkapelle ein Ständchen und die Teilnehmer des Umzuges werden ausreichend mit Getränken bewirtet, bevor weiter gezogen wird.

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