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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Historische Anfänge

Die Roemer

Die Franken

Das Prümer Urbar

Herrschaftsstrukturen

In und um Dernau

    - Ortsanfänge

    - Gerichtsbarkeit

    - Ritter von Dernau

    - Höfe und Güter

    - Die Pest

    - Hexenwahn

    - Hochwasser

    - Kriege und Plünderungen

    - Kirchengeschichte

    - Jüdische Gemeinde

    - Wirtschaftsstrukturen

    - Infrastruktur

    - Sitten und Gebräuche

Sprache der Region

Auswanderungen

Maler und Dichter

Vereine

Familie Bertram

Erzählungen der Alten

Flurnamen

6. Das Prümer Urbar

    8.8. Kriege-Plünderungen-Besatzungen

    Kriege im Namen der Religion

    Wurden im Altertum und im frühen Mittelalter die Kriege meist aus machtpolitischen Gründen geführt (In unserer Region häufig der Gegensatz zwischen Westfranken/Frankreich und Ostfranken/Deutschland), so war es seit Beginn des ersten Kreuzzuges häufig der Fall, dass die Religion der Grund für einen Krieg war oder die Religion zumindest dazu herhalten musste, das Volk auf den Krieg einzustimmen bzw. zu mobilisieren.

    Dies begann spätestens mit dem ersten Kreuzzug, der -ausgerufen von Papst Urban- zunächst völlig ausser Kontrolle geriet und dazu führte, dass zum Beispiel in Deutschland von einem fanatisierten Mob und einer verarmten Ritterschaft die Gelegenheit genutzt wurde, die jüdischen Gemeinden und Mitbürger entlang der Städte des Rheins zu plündern, die Juden zu morden oder zum Übertritt zum Christentum zu zwingen. So wurden zum Beispiel auch Juden, die sich dem Pogrom in Köln entzogen hatten und nach Altenahr/Ahrweiler geflüchtet waren, von den „Kreuzfahrern“ eingeholt. In ihrer Not nur nicht in die Hände der Kreuzfahrer zu fallen, wählten Sie fünf aus Ihrer Mitte, die die übrigen töten sollten. So kamen allein hier mehr als 300 Juden um.

    Eine ähnliche Situation entsteht, als 1349 die Juden in Köln für den Ausbruch einer Pestepidemie verantwortlich gemacht werden, ein Teil von Ihnen nach Ahrweiler flieht und auch in Ahrweiler Juden getötet werden.

    Verstärkt wurde das Religionsargument nach der Reformation Luthers benutzt. Hatte unsere Region zunächst damit wenig zu tun, so änderte sich dies infolge des Truchseßschen Krieges. Der Grund für diesen Krieg lag darin, dass der Kölner Erzbischof Gebhardt Truchsess von Waldburg, um heiraten zu können, zum evangelischen Glauben übertrat. Zwar setzte ihn das Domkapitel 1583 ab und wählte den Wittelsbacher Ernst von Bayern zum Bischof, aber es kam zum Krieg in den die ganze Kölner Region einbezogen wurde.

    In dieser Zeit unmittelbar nach dem Truchseßschen Krieg kommt es 1588 auch zu erheblichen Plünderungen und Brandstiftungen in Dernau durch die Reiterhaufen des Martin Schenk von Nideggen.
    Wie kommt es zu diesen Plünderungen und wer war dieser Martin Schenk von Nideggen?

    Geboren 1549, war er in Goch am Niederrhein. Seine Vorfahren hatten vor langer Zeit einmal das Amt des (Mund-) Schenks auf der Burg Nideggen (Stammsitz der Jülicher Herrscher) innegehabt. Martin, ein ziemlicher Haudegen wurde zum Führer von Landsknechthaufen, weil er –infolge von älteren Erbauseinandersetzungen- sich um Burg Blyendeck betrogen fühlte. Mit noch relativ kleinem Haufen, unter anderem Verwandten aus Coesfeld, bemächtigt er sich zunächst dieser Burg.
    In einer zeitgenössischen Schilderung wird er wie folgt charakterisiert: „..ein Mensch, der die Waffen nie besser handhabte, als wenn er von vieles Saufen von Sinnen war und nie verschwiegener in Geheimnissen als beim Pokale,….wildbegierig nach Blutvergiessen und Beute, und eben deshalb den Soldaten teuer. ….“ Es verdingt sich dort wo am besten bezahlt wird, kämpft erst unter Farnese Herzog von Parma auf spanischer Seite gegen die unter Wilhelm von Oranien aufständischen Niederländer. Später , da er seine Einsätze und Erfolge nicht ausreichend gewürdigt sieht, schlägt er sich auf die Seite des Kölner Bischofs Gebhard (Truchseß), der um heiraten zu können , mit Hilfe des evangelischen Domherrn Adolf von Neuenar und Moers, die Reformation im Bistum einführt und sich dabei erheblichen Ärger mit den habsburgisch-kaiserlichen Kräften einfängt. Er belagert, plündert und brandschatzt fast ununterbrochen und setzt dabei insbesondere den Städten Nimwegen, Venlo, Werl, Neuss, etc. heftig zu. Obwohl er verschiedentlich gefangen wird, kann er mit List immer wieder entkommen oder sich freikaufen.
    Am 20. Dezember 1587 war Schenk mit nur wenig Fussvolk von Rheinberg nach Zülpich gezogen. Unterwegs wurden wartende Reitertrupps aufgenommen und nach Rheinbach gezogen. Man erwartete, daß er weiterziehen würde zur Burg Arenberg, doch Schenk änderte die Richtung und versteckte seine kleine Armee bei Bornheim im Wald.
    Die Täuschung war gelungen. Am 23 /24 Dezember 1587 erschien Schenk mit 200 Mann Fussvolk und 150 Reitern in Poppelsdorf. Die Stadt Bonn erwartete einen Angriff von Süden oder von Westen her. Schenk startete an den Stadtmauern lediglich mit viel Geschrei einen Scheinangriff und sprengte zur gleichen Zeit von der Rheinseite kommend ein Stadttor, sodass er freien Zugang hatte. Schenk übergab die Stadt für eine Stunde seinen Söldnern zur Plünderung frei. Schenk hält die Stadt mehrere Monate besetzt. Seine Söldner brandschatzen und plündern von hier aus Kölner Gebiet und haben sich bei einer dieser Einsätze auch Dernau zur Plünderung vorgenommen. Schenk selbst versucht während dieser Zeit aus den Niederlanden, von Adolf von Neuenar und auch von der englischen Königin eine stärkere Unterstutzung zu bekommen. Diese wird allerdings nicht in dem Maße gegeben, wie er sich das vorgestellt hat. Im Juni 1588 wird über Schenk die Reichsacht verhängt und bald stand Schenk auch in Bonn auf verlorenem Posten. Schenk gab seinem Lagerkommandanten von Puttlitz die Anweisung zur Kapitulation. Am 28. Sept. 1588 durfte die Besatzung –mit Beute und Waffen !- die Stadt verlassen.
    Schenk selbst kämpfte danach im wesentlichen für die Niederlande am Niederrhein und in der Provinz Gelderland, seine Burg Blyenbeck wurde von den Spaniern erobert, bei einer Belagerung von Nimwegen (1589) kommt Schenk um, als er sich bei der Flucht aus der Stadt auf einen überladenen Ponton stürzt und in seinem Harnisch ertrinkt. Auf Beschluss des Nimweger Rates wird er auch als Leiche noch geköpft und der Kopf auf einen Pfahl am Stadttor gesteckt. Als die Niederländer allerdings später die Stadt wieder einnehmen, werden die Leichenteile Schenks eingesammelt und er erhält ein Staatsbegräbnis.
    Diese etwas ausführliche Darstellung eines Söldnerführers zeigt, wie wenig staatliche Macht damals in dem zersplitterten und zerstrittenen Deutschen Reich erreichen konnte und wie sehr Religion nur als Vorwand für eigennützige Zwecke genutzt wurde.

    Kaum fünfzig Jahre später ist die Region auch in die Wirrnisse des dreissigjährigen Krieges verwickelt. Von Ausbruch des Krieges in 1618 bis 1632 war die Region zunächst nicht betroffen. Nach dem Tod des Schwedenkönigs Gustav Adolfs, Tillys und Wallensteins verwahrlosten die Heere zunehmend und zogen Plündernd durch die Gegend. Das schwedische Heer zog in 1632 unter General Baudissin von Mainz aus rheinabwärts. Ausgelöst wurde dies durch den trierischen Erzbischof, der, obwohl er mit den Schweden einen Neutralitätsvertrag geschlossen hatte, den französischen Minister Kardinal Richelieu um Hilfe bat und mit Frankreich ein Schutzbündnis abschloss. Die Franzosen besetzten daraufhin die Festung Ehrenbreitstein. Im Gegenzug besetzen die kaiserlichen Truppen (Österreich/Spanien) Koblenz. Der Erzbischof und die Franzosen rufen darauf die Schweden, die in Mainz ihr Quartier haben, um Hilfe.
    Die Schweden nehmen Koblenz ein und ziehen unter anderem weiter über Andernach, Ahrweiler, das Ahrtal hoch bis zur Nürburg.

    Ahrweiler kann durch die Zahlung hoher Abgaben verhindern, dass die Stadt geplündert wird. Es öffnet den Schweden die Stadttore im Dezember 1632 freiwillig.
    Die kleineren Ortschaften, die keine Möglichkeit der Verteidigung hatten und nicht in der Lage waren sich freizukaufen,, waren den Söldnertruppen ausgeliefert. Die Kinder, Frauen und älteren Männer der Dörfer flüchteten und versteckten sich meist in die nahe gelegenen Wäldern; so zum Beispiel in Mayschoss „Im Wehrholz“ oder in Dernau evtl. in der Lage „Freugesthal“. Die wehrfähigen Männer lagen meist auf der Wacht (in Dernau wohl bei der Ortslage „Auf der Wacht“, um frühzeitig festzustellen, wann diese Söldner -von Ahrweiler kommend- das Ahrtal hochzogen.

    So wird zu dieser Zeit (1632) auch das Kloster Marienthal von schwedischen Truppen überfallen, das Backes zerstört und die Einrichtungsgegenstände geraubt. Dabei geht auch das Klosterarchiv verloren. Im Jahre 1646 brennen französische Truppen Turennes das Kloster nieder. In Dernau wird 1632 unter Anderem die kupferne, vergoldete Monstranz aus der Kirche entwendet.

    Am 10. Dez. 1632 fliehen aus Ahrweiler Bürgermeister Stapelberg, die meisten Ratsherren –in ihrem Gefolge auch die in Ahrweiler tätigen Hexenrichter- mit den wichtigsten Unterlagen und Wertsachen vor den anrückenden Truppen der Schweden um auf der Saffenburg Schutz zu suchen. Die Schweden verfolgen sie dorthin und forderten, die Burg gegen freies Geleit der Besatzung zu übergeben. Kein Bewohner des Saffenburger Ländchens sollte zu Schaden kommen. Da dem nicht Folge geleistet wurde, wurde die Burg von den Schweden eingenommen. Die Dörfer im Saffenburger Land (Dernau, Mayschoss, Rech) wurden anschließend von den Schweden geplündert. Aber egal wer das Land gerade besetzt hielt, die Bevölkerung musste immer für die Versorgung der Söldner herhalten.


    Die Region unter Franzosen und Preussen

    Auch in den Jahren nach dem formalen Ende des dreissigjährigen Krieges kehrte nicht lange Ruhe ein. Der französische König Ludwig XIV suchte den Rhein als französische Westgrenze zu sichern. Wieder war es der französische Marschall Turenne, der in 1672 in der Ahrregion sein Quartier aufschlug. Auf die Franzosen folgten erneut die kaiserlichen, die lothringischen, die spanischen und selbst verbündete holländische Truppen. Für die notleidende Bevölkerung machte es kaum einen Unterschied.

    Bei einer dieser Besetzungen wurde Ahrweiler in 1689 von den französischen Truppen in Brand gesteckt und brannte bis auf zehn Häuser ab.

    Zu weiteren Besatzungen und Durchzügen französischer Söldner kam es 1702 im Rahmen des spanischen Erbfolgekrieges. Dabei wird die Saffenburg von den Franzosen eingenommen und im Mai 1703 von den deutschen/kaiserlichen (General Bülow) nach dreiwöchiger Belagerung und Aushungerung zurückerobert, nachdem unter General Sommerfeld im Januar vergeblich versucht worden war, die Burg vom Forst aus sturmreif zu schießen.
    Erst nach den Siegen von Prinz Eugen und Herzog Marlborough zogen die Franzosen aus der Region wieder ab.

    Nachdem nun für wenige Generationen Ruhe herrschte, das Land sich erholte und die Bevölkerung wieder zunahm, brach 1789 die französische Revolution aus, die die herrschenden monarchistischen Regierungsstrukturen wegfegten. In 1794 wurde das linke Rheinufer von Frankreich besetzt. Seit 1797 war die linke Rheinseite des Rheinlands französisches Staatsgebiet. Unsere Region gehörte mit der Mairie Mayschoss zum Departement Rhein-Mosel.

    Im Rahmen der Säkularisierung wurde Kloster Marienthal 1802 aufgehoben, kirchlicher Besitz wurde Staatseigentum und vom Staat an die Bürger verkauft bzw. versteigert.

    Etliche Bewohner des Ahrtals wurden für die napoleonischen Feldzüge eingezogen. Nach dem erfolglosen Russlandfeldzug Napoleons, wurde 1814 vom preussischen General Blücher bei Kaub der Rhein überschritten und im Rahmen der Regelungen des Wiener Kongresses das Rheinland an Preussen angegliedert.

    Nachstehender Link berichtet von zwei Dernauer Bürgern (Liersch und Geuer), die das zweifelhafte Glück hatten, an den Napoleonischen Kriegen teilnehmen zu müssen. Liersch in Austerlitz und Geuer beim Russlandfeldzug.

    Dernauer Bürger mit Napoleon unterwegs“



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