Neues   Alles fliesst!   Ahnen   Ahrtal   Reisen   Links  

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Historische Anfänge

Die Roemer

Die Franken

Das Prümer Urbar

Herrschaftsstrukturen

In und um Dernau

    - Ortsanfänge

    - Gerichtsbarkeit

    - Ritter von Dernau

    - Höfe und Güter

    - Die Pest

    - Hexenwahn

    - Hochwasser

    - Kriege und Plünderungen

    - Kirchengeschichte

    - Jüdische Gemeinde

    - Wirtschaftsstrukturen

    - Infrastruktur

        -- Haus und Hof

        -- Schulen

        -- Wege und Strassen

        -- Bahn, Tunnel und Bunker

        -- Brücken

        -- Wasser, Strom und Post

    - Sitten und Gebräuche

Sprache der Region

Auswanderungen

Maler und Dichter

Vereine

Familie Bertram

Erzählungen der Alten

Flurnamen

Strassen Ahr Eifel Rhein Geschichte Dernau Römer Franken Weinbau Fischerei Ahrtal Bertram Sprache Ahnen Pest Hexen Alles fliesst Juden Bunker

    8.12.3. Wege und Strassen

    Eine der bekanntesten Straßen in der Region aus geschichtlicher Zeit dürfte die so genannte Kohlenstrasse sein, die vom Rhein (Vinxtbach) über die Höhen der Osteifel bis Adenau verlief, um von dort weiter Richtung Trier bzw. Lüttich/Aachen zu gelangen. Ein anderer sehr früher Weg dürfte aus dem Flamersheimer Wald kommend, über Hilberath, Kalenborn, Oberesch, Holzweiler, Richtung Ahrtal und Sinzig zu verlaufen sein. Noch Mitte bis Mitte des 19. Jahrhunderts sollen in dieser Richtung Fuhrwerke mit Holzkohle gefahren sein.
    Ein Abzweig von dieser Strasse verlief von der Kalenborner Höhe entlang der späteren Gemarkungsgrenze zwischen Dernau und der Grafschaft durch den "Vettele Boesch" Richtung Vettelhoven.


    Abb.: ??
    Abb.: Strassen in röm. und vorröm. Zeit


    Schon die Truppen Cäsars (53 v. Chr.) werden die genannte Kohlenstrasse benutzt haben und möglicherweise auch im fünften Jahrhundert n. Chr. die vereinigten Truppen der Hunnen und rechtsrheinischen Germanen auf ihrem Weg vom Rhein über Trier und Metz zur Schlacht auf den katalaunischen Feldern bei Paris. Ganz allgemein führten überregionale Strassen meist über die Hochebene entlang von Wasserscheiden, um das mühselige Auf- und Absteigen in den Tälern und Bergen zu vermeiden.
    Aus strategischen Gründen war von den Römern in den ersten Jahrhunderten nach Christus ein solides Netz von Strassen auch in der Region Eifel/Rhein angelegt worden. Es galt die Kastelle und Städte entlang des Rheins zu sichern und diese an die zeitweilige Mithauptstadt des Reiches, Trier, gut anzubinden. So zeigt die die erste bekannte Straßenkarte, die Tabula Peutingeriana der Römer (Abb.: ), die Straßenverbindungen von Köln nach Jülich, Köln über Marmagen nach Trier, Köln über Bonn, Remagen und Andernach nach Koblenz.
    Von den mittelalterlichen Strassen ist die Frankfurt-Aachener Strasse zu nennen, die von Süddeutschland kommend bei Remagen/Sinzig über den unteren Teil des Ahrtals über Eckendorf, Rheinbach Richtung Düren nach Aachen führte und von dort weiter nach Antwerpen. Diese Strasse wurde vielfach benutzt um zu den Krönungsfeierlichkeiten der deutschen Könige / Kaiser nach Aachen zu gelangen. Der Abschnitt von Mainz bis Remagen konnte dabei auch per Schiff zurückgelegt werden.

    Abb.: 1 römische Strassenkarte; Tabula Peutingeriana


    Überregionaler Straßenbau wurde im Mittelalter, als das Reich in eine Unzahl von Klein- und Kleinststaaten zerfiel, nicht mehr gepflegt.

    Wie das untergeordnete regionale Wegenetz im Mittelalter verlief können wir zum Beispiel anhand der Wegbeschreibungen aus dem Prümer Urbar nachvollziehen (siehe Kapitel: 6 ), aus Visitationsbeschreibungen der Kirche (Abb.: ), der Beschreibung alter Pilgerwege (siehe Kapitel: 8.13.2) oder aus frühem Kartenmaterial. Nachstehende Karten,ca. aus den Jahren 1826, 1850 und 1910 zeigen die örtlichen Straßen bzw. deren Veränderungen im Umfeld von Dernau in diesen einhundert Jahren.

    Abb.: ??
    Abb.: Wege im Visitationsbericht von 1718


    Erst mit Beginn des 19. Jahrhundert und der Beseitigung der Kleinstaaterei durch Napoleon wurde die Grundlagen für einen besseren Straßenbau geschaffen. Erneut waren es auch nun wieder militärische und strategische Überlegungen die -neben Überlegungen wirtschaftlicher Art- solche Gedanken forcierten. Die napoleonische Zeit dauerte aber nicht lange genug, um umfangreiche Straßenbauprojekte umsetzen zu können. Erst danach, unter preußischer Herrschaft, kam in der Region der Wegebau stärker zu tragen. Mit dem Bau der auch zur Personenbeförderung geeigneten Ahrtalstraße in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhundert wurde ein Zeichen gesetzt. Glanzlicht dieses Projektes war der erste im deutschen Reich gebaute Straßentunnel vor Altenahr (1832 bis 1834). Bis zu diesem Zeitpunkt war eine Personenbeförderung nach Altenahr nur auf der Straße Bonn-Trier über die Kalenborner Höhe möglich. Mit dem Bau des kurzen Tunnels (ca. 100 m), dem "Durchbruch", wurde Altenahr besser mit den unteren Ahrtal verbunden. Der ca. drei bis vier Kilometer lange Weg durch das Langfig-Tal konnte so vermieden werden. Dieser Tunnelbau war damals von einem solchen Interesse in ganz Preußen, dass die Portale der Tunneleingänge u. a. von Karl Friedrich Schinkel, dem Leiter der preussischen Baudirektion in Berlin, entworfen wurden. Sie kamen allerdings nicht zur Ausführung.

    Es wird auch nach Fertigstellung des Tunnels (1834) in den Folgejahren (zum Beispiel 1838/1839) noch verschiedentlich berichtet, dass die nun verkehrenden Postkutschen nach Altenahr nicht fahren konnten, weil der Straßenzustand zu schlecht war. Die Postkutschen mussten teilweise mehrfach ihren Weg durch Furten in der Ahr nehmen.

    Um zumindest einige Kosten für den Bau und die Unterhaltung der Strasse zu kompensieren, waren zum Beispiel bei Dernau ( auf Höhe "Kölner Hof"), auf der Kalenborner Höhe und bei Kreuzberg Barrieren aufgestellt, die erst geöffnet wurden, wenn Reisende eine Nutzungsgebühr gezahlt hatten. Lediglich die offiziellen Postkutschen hatten freie Fahrt. Erst mit der Eröffnung der Ahrtaleisenbahn von Ahrweiler nach Altenahr (1886) und Adenau (1888) wurde der Postkutschenbetrieb eingestellt.

    Vor Aufnahme des Postkutschenbetriebes nahm der Postbote seinen Weg von Ahrweiler über den Altenwegs Hof nach Marienthal/Dernau und von Reimerzhofen über das Weiße Kreuz nach Altenahr.
    Dernauer Bürger, die nach Mayschoss wollten, bzw. Mayschosser Bürger, die nach Dernau/Ahrweiler wollten, wählten üblicherweise nicht den bequemeren langen Weg über Rech, sondern den wesentlich kürzeren Weg über den Mayschosser/Dernauer Berg.

    Im Zusammenhang mit dem Bau bzw. der Trassenführung der Ahrtalstraße gab es in Dernau 1861 bis 1863 stark kontroverse Diskussionen. Die Gemeindeverwaltung war der Ansicht, dass eine Strassenführung entlang der linken Ahrseite am besten geeignet wäre und hatte ihren Boden dafür frei offeriert. Später hatte eine Fraktion im Dorf die Mehrheit, die sich dafür stark machte, diese neue Strasse durch den Ort zu führen. Infolgedessen wurde das Angebot, den Gemeindegrund für den Bau entlang der Ahr frei herauszugeben, zurückgezogen. Die Dorfchronik berichtet, dass Privatinteressen im Spiel gewesen seinen und eine Planänderung nicht mehr zu erreichen gewesen sei. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Blick auf die Straßenführungen in Dernau in dieser Zeit (siehe oben Abbildungen aus ca.1826, 1850 und 1910). In 1863 wird dann mit dem Bau der Chaussee entlang der Ahr begonnen. Die Trasse muss später nochverschiedentlich geändert werden, als die Bahn erst einspurig gebaut, dann zweispurig ausgebaut wird.

    o       Hier die Entwicklung der Infrastruktur Dernaus anhand von Vermessungsblättern von 1810 bis 1997. Die Vermessungsblätter zeigen die Entwicklung der Infrastruktur von Dernau recht anschaulich. Bestand der Ort bis ca. 1880 im Wesentlichen aus den Häusern entlang von Brandesjass, Kirchjass, Dichjass, Ülejass und den Lagen Op de Kier, Op de Overich und Op de Ortes/Irberich, so kam mit dem Bau der Eisenbahn ein Ereignis, welches das Ortsbild nachhaltig verändern sollte. Der Bau des Bahndammes deichte die Ahr sehr stark ein. Das jahrtausendealte natürliche Überschwemmungsgebiet entlang der Flusses und "In de Maar" stand bei Hochwässern nicht mehr zur Verfügung. Bereits 1910 hatte dies Konsequenzen: Beim Ahrhochwasser wurde die erst ca. 30 Jahr alte Bruchsteinbrücke, die Richtung Weinbau-Verein führte, von der Flut weggerissen. Schon zuvor hatte es erheblichen Ärger im Ort gegeben, da das Wasser aus den Bergen nicht schnell genug die Ahr erreichen konnte und sich im Ort gestaut hatte. Ab ca. 1880 wurden nach und nach die alten Überschwemmungsgebiete entlang der Ahr und in der Maar bebaut. Bis zum Bau der Weinbau-Brücke hatte es in Verlängerung der heutigen Friedensstraße zeitweise eine kleine hölzerne Behelfsbrücke gegeben. Sehen Sie nachstehend selbst, wie sich der Ort von 1810 bis 1997 verändert hat.


    Tranchot 1810


    Preussische Uraufnahme 1848 ff


    Messblatt um 1870


    Messblatt von 1910


    Messblatt um 1932


    Messblatt von 1997

    o       Sehen Sie sich hierzu auch einen Kartenausschnitt aus einer Beschreibung von Delkeskamp, die dieser 1859 schuf: "Panorama des Ahrtales von Sinzig (Remagen) bis Kreuzberg oberhalb Altenahr und seine Heilquellen und Bäder (1859)". Obwohl der Ort Dernau recht ungenau festgehalten ist, so sind die ursprüngliche Wegeinfrastruktur und die Ahrüberschwemmungsgebiete recht deutlich zu erkennen.


    Panoramazeichung von Delkeskamp 1859



    Bereits im Jahre 1889 wird mit dem Bau eines "bequemen chausseeartigen Fahrweges" von der Orbach auf die Grafschaft (Esch) begonnen. Dieser Weg, der einzige ordentliche Verbindungsweg zwischen Altenahr und Neuenahr in Richtung Grafschaft, half einem "längst gefühlten Mangel" ab.

    Zu den Dernauer Dorfstrassen heißt es in der Schulchronik (1896):
    "Die Strassen sind schmutzig und enge. Nur die Hauptstrasse hat ein sehr mangelhaftes Steinpflaster. Bei den übrigen Strassen sind höchstens die Rinnen gepflastert."
    Die heutige Hauptstrasse vom Matthis-Heiligenhäuschen in Richtung Bahnhof nannte sich damals "Bahnhofstrasse" und mündete in die damalige Landstrasse.

    Die alten Strassenbezeichnungen endeten früher meist auf "….gass" und haben sich neben den "neuen" offiziellen Bezeichnungen, die seit dem 19. Jahrhundert eingeführt wurden im Sprachgebrauch der Dorfbewohner gehalten.
    So zum Beispiel: Dichjass, Kirchjass, Bielejass, Schmidtjass, etc. Andere Bezeichnungen, die dem Trend des Zeitgeistes folgten, (Hindenburgstrasse, heute Friedenstrasse und Adolf Hitler Strasse, heute Schmittmann bzw. Bundesstrasse) hielten sich dagegen verständlicherweise nicht sehr lange.



    Aufmerksamen Beobachtern wird in Dernau eine eigenwillige Topografie auffallen, die vor ca. 50 Jahren noch wesentlich deutlicher zu erkennen war. Die von der Ortslage "Op de Overich" zur Ortslage "Op de Kier" verlaufende Strasse verläuft parallel zu einem Bach ("Kierebach"), der damals noch als offenes Gewässer geführt wurde. Strasse und Bach lagen teilweise bis zu zwei Meter über dem links und rechts angrenzenden Gelände. Ähnlich verhielt und verhält es sich mit der "Kirchgasse" und dem "Irberije Bach" die von der Ortslage "Op de Ortes" zur Ortslage "Op de Bach" verlaufen. Untenstehender Link führt zur Abschrift eines Berichtes aus dem Jahre 1784, der auf die Ursachen eingeht und Vorschläge zur Behebung des Problems macht.

    Einige Bilder/Gemälde geben die Situation in der Kirchgasse vor ca. achtzig Jahren recht gut wieder. Klicken Sie "hier:"

    Hochwässer im achtzehnten Jahrhundert in Dernau und seine Auswirkungen auf die Topografie des Ortes“

  © Copyright 2006 Alles-fliesst!, alle Rechte vorbehalten, siehe Impressum