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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Historische Anfänge

Die Roemer

Die Franken

Das Prümer Urbar

Herrschaftsstrukturen

In und um Dernau

    - Ortsanfänge

    - Gerichtsbarkeit

    - Ritter von Dernau

    - Höfe und Güter

    - Die Pest

    - Hexenwahn

    - Hochwasser

    - Kriege und Plünderungen

    - Kirchengeschichte

    - Jüdische Gemeinde

    - Wirtschaftsstrukturen

    - Infrastruktur

        -- Haus und Hof

        -- Schulen

        -- Wege und Strassen

        -- Bahn, Tunnel und Bunker

        -- Brücken

        -- Wasser, Strom und Post

    - Sitten und Gebräuche

Sprache der Region

Auswanderungen

Maler und Dichter

Vereine

Familie Bertram

Erzählungen der Alten

Flurnamen

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    8.12.6. Wasser, Strom und Post

    Wasserversorgung:

    Erstaunlich ist, dass schon zur Zeit der Römer auch in unserer Region (Köln/Bonn) ein extrem großer Aufwand getrieben wurde, um sauberes Quellwasser zur Verfügung zu haben, wo doch Bäche und Flüsse in unmittelbarer Nachbarschaft zur Versorgung hätten genutzt werden können. Eine Wasserleitung lieferte Quellwasser aus der Eifel (Nettersheim) über fast 100 km bis nach Köln, mit einem Abzweig nach Bonn.

    Zu erklären ist dies wohl nur durch einen übergroßen Bedarf an Frischwasser für Trink- und Badezwecke. Für Brauchwasser hätte man einen solchen Aufwand wohl kaum getrieben.

    Die Leitung wurde mit einem Gefälle von ca. einem Prozent und einer Überdeckung von etwa einem halben Meter verlegt. Die Leitung hatte ein U-förmiges Profil, welches aus den örtlich vorhandenen Steinen gemauert war. Als Fugenmaterial bzw. Dichtputz diente überwiegend ein Kalkmörtel. Die Hauptkanäle erreichten bis zu 72 cm Breite und Höhen von bis zu 140 cm. Ganz überwiegend unterirdisch verlegt, musste sie an einigen Stellen doch Täler und Einschnitte im Gelände überbrücken und wurde dann über Aquadukte geführt; so z. B. bei Vussem, wo die Leitung ein Tal überquerte und ein Aquadukt mit zehn Pfeilern (80 m Länge und ca. 10 m Höhe) errichtet wurde. (Abb.: )
    Vermutlich wurde die Leitung in der Zeit von 117 bis 138 nach Chr. Gebaut und mit Abziehen der Römer spätestens im fünften Jahrhundert aufgegeben.

    Die römischen Landgüter, die in Ahrweiler und Dernau lagen, hatten ebenfalls eine recht ordentliche Wasserversorgung. Die Gebäude lagen jeweils an einem kleinen Bach dessen Wasser für die Trink-, Bade- und Brauchwasser genutzt wurde.

    Abb.: Brunnen im Oberdorf
    Abb.: Ziehbrunnen in Dernau/Oberdorf


    In den nachfolgenden Jahrhunderten wurde die Trinkwasserversorgung meist über geschachtete und ausgemauerte Brunnen erreicht. Das im Rheinland fast überall vorkommende Wort "Pötz" für Brunnen weist auf diesen Sachverhalt hin. Auch in anderen (romanischen) Sprachen finden wir dieses Wort (Franz.: puits; Span.: pozo).
    In Dernau waren bis in die vierziger Jahre des letzten Jahrhundert derartige "Pötze" im Gebrauch; so zum Beispiel im Oberdorf (Bonnerstrasse, siehe Abb.: ), in der Dichjass (Hofeinfahrt Bertram/Benätesse) und sicherlich wird auch in der "Pötzjass" ein solcher Brunnen gewesen sein. Noch 1920/1921 -so wird in der Ortschronik berichtet, wurde in der Ortslage "Ortes" mit dem Bau eines sogenannten Ziehbrunnens begonnen.
    Seit dem 19. Jahrhundert hatten viele Häuser ihre eigenen geschlagenen Brunnen (ein ca. 1,5 Zoll gelochtes Stahlrohr wurde in den Aquifer geschlagen) mit einer darauf montierten Handpumpe/Schwengelpumpe. Eine solche Pumpe war im elterlichen Hof noch bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts in Betrieb (für Brauchwasserzwecke; die Senke und auch ein Plumpsklo/Abtritt war nur wenige Meter davon entfernt!)
    In Dernau wurde das Leitungsnetz für die Trinkwasserversorgung erst in den Jahren 1940/1941 gebaut. Französische Kriegsgefangene aus dem Frankreichfeldzug wurden der bauausführenden Firma als Arbeitskräfte beigestellt.
    Die seit Nov. 1985 auf dem Dorfplatz in der Dichjass stehende Handpumpe (Doppelschwengel) hat nichts mit der Wasserversorgung im Ort zu tun, sondern wurde in der Zeit des Kalten Krieges vom Amt für Zivilschutz, Bonn, als so genannter "Notwasserbrunnen" errichtet. Der hier installierte Typ wurde vom Hersteller, der SBF in Peine, geliefert und vom Amt für Zivilschutz für Testzwecke installiert. Dummerweise wurde auch diese Pumpe in der Nähe einer ehemaligen Grube der alten Schule errichtet. ("Kein Trinkwasser !")



    Abb.: bleiche
    Abb.: grosser Waschtag: Op de Bleech in Dernau


    Wie allgemein üblich, wurde noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Wäsche (meist Leinen) zum Bleichen an den Ufern der Ahr ausgelegt, um sie von der Sonne ausbleichen (weiß werden) zu lassen. Durch die Feuchtigkeit der Wäsche und die Sonnenbestrahlung bildete sich Ozon/Sauerstoff als bleichendes Oxidationsmittel, welches den gewünschten Effekt erbrachte. In Dernau war ein solcher Bleichplatz zum Beispiel "op de bleech", linksseitig hinter der unteren Ahrbrücke (Weinbau Brücke) gelegen. Ein anderer Platz, der im Zusammenhang mit der Hauswäsche eine Rolle spielte, war die Örtlichkeit "op de schwenk"; "an de schwenk", gelegen ca. 150 m vor der unteren Ahrbrücke an der linken Flussseite. Als Kinder spielten wir noch an dieser Stelle, die wir nach Unterquerung einer Bahnunterführung erreichten. Eine kleine Betonplatte/ -insel war dort für diese Waschtätigkeiten ins Flussbett gebaut worden.


    Abwasserentsorgung und Entwässerung:

    Eine moderne Abwasserentsorgung mit Anschluss an eine Kläranlage wurde in Dernau erst Ende des 20. Jahrhunderts geschaffen. Bis dahin gab es Hausklärgruben / Setzgruben, die, sobald sie mit Feststoffen gefüllt waren, ausgeschöpft -später ausgepumpt/abgesaugt- wurden. Die Gruben hatten früher meist keinen festen, dichten Boden, sodass die flüssige Phase, so weit wie möglich versickerte, bzw. über einen Überlauf mit einer Leitung zum nächsten Bach verbunden war. Von dort ging es direkt in die Ahr. Die "feste" Phase ( "Puddel", hochdeutsch "Gülle") wurde mit einer Schöpfkelle mit einem langen Stiel in ein fahrbares Fass ("puddelsfaas"; "puddelskar") geschöpft und auf Feldern oder in Weinbergen als Dünger aufgebracht.

    Die Entwässerungssysteme der Bachläufe in die Ahr waren beim Bau der -diese überquerenden- Bahnlinien in den achtziger Jahren falsch bemessen worden. Dies führte beim Hochwasser 1888 dazu, dass die Regenwassermassen nicht ausreichend und schnell genug in die Ahr abgeleitet werden konnten. Das Wasser staute sich und setzte einen Großteil des Ortes unter Wasser und sorgte für Unmut in der Gemeinde.


    Stromanschluss:

    Im Mai 1914 (?) wurde lt. Dorfchronik mit der Verlegung der Leitungen zur Stromversorgung des Ortes begonnen. Bereits 1888 war in der Postagentur bereits ein Telegrafenamt eingerichtet worden.


    Post:

    An anderer Stelle (Kapitel:8.12.3) wurde schon berichtet, dass vor dem Eisenbahnbau die Post mit der Postkutsche bzw. noch früher zu Fuß zu einer zentralen Stelle im Ort gebracht wurde. Die Postwagenhaltestelle in Dernau war bis 1894 auf Höhe der späteren Gaststätte " Zum grünen Walde" (später "Penker", dann "Kölner Hof"). Diese Stelle wurde damals von den Dernauern "Zum alten Bahnhof" genannt; dies wohl wegen der Haltestelle des Postwagens. Die Postagentur wurde von der Familie Liersch geführt (Johann Josef, dann Anton). Im Jahr 1894 siedelte Anton Liersch mit der Postagentur in die Bahnhofstrasse um (südlicher Teil /Anfang der heutigen Hauptstrasse).
    Seit dem 01.10.1897 gehörten neben Dernau und Marienthal auch Holzweiler, Esch, Mönchesch, Altheck mit dem Haus Schönberg zum Postzustellbezirk Dernau und es wurde ein zweiter Briefträger eingestellt.
    Obwohl seit 1886 die Post mit der Bahn angeliefert wurde, wurde in den Wirren des verlorenen ersten Weltkrieges im Dez. 1918 noch einmal für ein paar Tage die Post von Remagen mit einem Postwagen vorbeigebracht.

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