Neues   Alles fliesst!   Ahnen   Ahrtal   Reisen   Links  

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Historische Anfänge

Die Roemer

Die Franken

Das Prümer Urbar

Herrschaftsstrukturen

In und um Dernau

    - Ortsanfänge

    - Gerichtsbarkeit

    - Ritter von Dernau

    - Höfe und Güter

    - Die Pest

    - Hexenwahn

    - Hochwasser

    - Kriege und Plünderungen

    - Kirchengeschichte

    - Jüdische Gemeinde

    - Wirtschaftsstrukturen

    - Infrastruktur

    - Sitten und Gebräuche

Sprache der Region

Auswanderungen

Maler und Dichter

Vereine

Familie Bertram

Erzählungen der Alten

Flurnamen

Hochwasser Ahr Eifel Rhein Geschichte Dernau Römer Franken Weinbau Fischerei Ahrtal Bertram Sprache Ahnen Pest Hexen Alles fliesst Juden Bunker

    8.7. Hochwasser

    Immer wieder wird schon im Mittelalter von schweren Hochwasserschäden berichtet.

    Das Buch von

    Matthias Bertram, Ahrweiler

    ... in einem anderen Lande.
    Geschichte, Leben und Lebenswege von Juden im Rheinland.

    A5, 412 Seiten, ca. 300 Abbildungen und Tabellen, Paperback
    (ISBN: 978-3-95631-333-2)


    wird bei www.Shaker-Media.de veröffentlicht. Es gibt unter anderem eine Viezahl von Details zum Hochwasser 1804 in Dernau/Ahr wieder. Über 100 Häuser von Dernau wurden beschädigt, die Alte Brücke zerstört, Menschen und Vieh kamen in den reissenden Fluten um.

    Sehen Sie hier eine LESEPROBE zum Buch: Geschichte, Leben und Lebenswege von Juden im Rheinland (Ahrkreis, Rhein-Siegkreis, Trier, Euskirchen, Köln/Bonn, etc.)

    Aufmerksamen Beobachtern wird in Dernau eine eigenwillige Topografie auffallen, die vor ca. 50 Jahren noch wesentlich deutlicher zu erkennen war. Die von der Ortslage "Op de Overich" zur Ortslage "Op de Kier" verlaufende Strasse verläuft parallel zu einem Bach ("Kierebach"), der damals noch als offenes Gewässer geführt wurde. Strasse und Bach lagen teilweise bis zu zwei Meter über dem links und rechts angrenzenden Gelände. Ähnlich verhielt und verhält es sich mit der "Kirchgasse" und dem "Irberije Bach" die von der Ortslage "Op de Ortes" zur Ortslage "Op de Bach" verlaufen. Untenstehender Link führt zur Abschrift eines Berichtes aus dem Jahre 1784, der auf die Ursachen eingeht und Vorschläge zur Behebung des Problems macht.

    Hochwässer im achtzehnten Jahrhundert in Dernau und seine Auswirkungen auf die Topografie des Ortes“



    Bereits 1348 wird beurkundet, dass ein Verkäufer einer Wiese nicht dafür verantwortlich gemacht werden kann, wenn die Ahr oder ein Teich infolge eines furchtbaren Unwetters einen anderen Lauf nimmt. Dies scheint zu der Zeit wohl öfter vorzukommen, so dass man es für nötig hält dies in einem Kaufvertrag festzuhalten.

    1488 musste die in Ahrweiler am Ahrtor gelegene Brücke infolge Hochwasser neu gebaut werden:

    „..doe die Aer die bruck zobrochen hat ...(waren die Bürger aufgefordert Hilfe zu leisten)...die joch zo lengen ind holz by zo faren. Die Overhoide war gemeynlich am werke, die peele in zo slain ind zo zunen.“ Damit erhalten wir auch einen Eindruck vom den Bau solcher Holzbrücken.

    1589 wird aus Wadenheim berichtet, dass die Ahr durch ein großes Unwetter mit einem großen Platzregen anschwoll, wie noch nie seit Menschengedenken.

    1606 wird das freiadelige Haus der Familie Kolb von Vettelhofen in Hemmessen völlig zerstört und weggeschwemmt. Diese verkaufen daraufhin alle im Hemmeser Auel gelegenen Ländereien.

    1682 muss erneut eine durch Hochwasser zerstörte Brücke in Ahrweiler wiederaufgebaut werden. Zur Deckung der Kosten wird anschließend ein Brückengeld erhoben.

    Die Chronik des Kalvarienbergs berichtet, dass es im Februar 1687, bedingt durch eine starke Schneeschmelze zu einem Hochwasser mit starken Überschwemmungen kam, die mehrere Brücken, u.a. zwei in Ahrweiler zerstörten.

    Bereits in 1723 werden in Wadenheim und Ahrweiler „Kribben und Streichklausen angelegt um der Ahr einen geaden verlaf zu geben.“

    Infolge einer selten großen Ahrüberschwemmung wird am 16. Januar 1739 die steinerne Brücke in Ahrweiler vor dem Ahrtor zerstört. Das Wasser dringt durch das Ahrtor in die Stadt ein. Im Jahr 1764 werden in Ahrweiler Maßnahmen diskutiert, die Ahr gegen das Hochwasser besser zu verbauen.

    Aus Mayschoss wird berichtet, dass 1764 das Hochwasser der Ahr bis zum Kirchteil im Auel stand und der Amtmann seine Kühe aus dem Stall in die Gerichtsstube bringen musste, da dieser unter Wasser stand.

    Aus Dernau werden schlimme Überschwemmungen in den Jahren 1767, 1771, 1779 und 1783 gemeldet, die hervorgerufen wurden durch Donnerfluten, bei denen das Wasser von den umliegenden Bergen ins Dorf herabstürzte.

    1788 am 23. Juli ist die Ahr dort so groß gewesen, „dass sie den auel überschwemb und in der Mahr gestanden hat.“

    (Dass die Ahr in der Mahr gestanden hat, habe ich selbst in der Jugend des Öfteren erlebt, da dies der tiefste Punkt des Ortes ist und das abfließende Wasser/Grundwasser hier durch den Löischoss-Berg auch etwas abgeblockt wird. Nicht von ungefähr ist die Lagebezeichnung fasst tausend Jahre alt. (ad marem))

    Aus 1795 wird berichtet, dass der Eisgang der Ahr alle (?) Brücken der ganzen Ahr fortgerissen habe.

    Bei einem Hochwasser in 1803 steht das Wasser in Mayschoss so hoch, dass die Gemeindekiste mit den Briefen im Wasser stand.

    Das auch heute noch immer im Gedächtnis der Menschen haftende große Hochwasser findet am 21. Juli 1804 statt. Matthias Schumacher aus Ahrweiler berichtet darüber:

    „...Des Abends 9 ur ist die Ahr so groß gewesen, dass in der stath sich alle leudhe hinaus gelaufen sein. Das korn ist mitgenommen, das getraidt ist überschwemt. Im weinstock mit ten trauben vertorben. Die übergebliebene trauben sient so gut geworden, das die leuthe genung zu leben hatten“

    (In Dernau) ist die Ahr dabei so groß gewesen, dass sie unser (?) stob ein foss gestanten und in das back hauss fünf foss gestanden. Und es seynt hier im dorff zwei juten verdroncken und ein hauss fort getrieben.

    An einem Haus am Matthis-Heiligenhäuschen in Dernau sind Markierungen der Höchststände der verschiedenen Hochwässer seit 1804 angebracht.

    In Rech kommt bei diesem Hochwasser der erste Pfarrer Joan Meyer, dieser erst seit 1801 bestehenden Pfarrei, mit vier weiteren Personen ums Leben.

    In Laach, wo der Mühlenberg verstopfte, wurde die am oberen Ende des Dorfes stehende Kapelle und 17 Häuser von den Fluten weggerissen. Vierzehn Menschen ertranken dabei, nur sechs Häuser blieben verschont. In Bongert/Mayschoss wurden acht Häuser zerstört, in den anderen stand das Wasser bis zum zweiten Stock. Selbst der Amtsmannweyer im Tiergarten wurde überflutet. In Mayschoss stand das Wasser bis ins halbe Dorf. Im ganzen(?) Land wird für die Opfer der Flutkatastrophe gesammelt, es kommen 180 000 Franken zusammen, mit denen die nötigste Hilfe geleistet werden kann und die dringlichsten Reparaturen (Brücke, Wege, Häuser) ausgeführt werden können.

    Abb.: 12 a  Hochwasser 1804; Ponsart
    Abb.: 12 a Hochwasser 1804; Ponsart

    Auch 1848 und 1910 werden schreckliche Unwetter berichtet.

    In 1910 (Nacht vom 13. zum 14. Juni) kommen infolge eines Wolkenbruches an der Oberahr 52 Menschen (Bauarbeiter in einem Camp zum Bau der Eisenbahnlinie Dümpelfeld-Lissendorf) ums Leben. Bei Bau der Strecke wurden von den Baufirmen Berger und Kranz vielfach Arbeiter aus Italien, Kroatien, Böhmen, Tirol und Griechenland eingesetzt. Infolge des Wolkenbruchs glich das Ahrtal an der Oberahr fast einem See. Die Baubaracken der schlafenden Arbeiter wurden von den Wassermassen weggespült. Bauhölzer und Baracken stauten sich vor den Brücken an der mittleren Ahr und brachten die meisten zum Einsturz. Die Recher Brücke und die Brücke an der Dernauer Mühle überstanden die Flut. Fast alle anderen Brücken, so auch die alte Bruchsteinbrücke am Weinbau Verein in Dernau, wurden zerstört. Wenige Tage später rückte das Militär an, um die nötigsten ersten Hilfen zu geben und provisorische Brücken und Strassen zu errichten bzw. auszubessern.

    Abb.: 12 b Weinbaubrücke Dernau 1910
    Abb.: 12 b Weinbaubrücke Dernau 1910

    Folgende Gemälde geben einen Eindruck vom Ausmaß dieses Hochwassers im Jahre 1910 in Dernau, bei dem unter anderem der Friedhof in der Maar überschwemmt war. Aus diesem Grund konnten zwei Beerdigungen nicht dort stattfinden. Die Verstorbenen mussten stattdessen nochmals auf dem alten Friedhof an der Kirche beerdigt werde. Bei einem der Toten handelte es sich um ein Kind, welches im Recher Auel angeschwemmt worden war.


    Dernau, 13. Juni 1910 Dammbruch; Gemälde mit integriertem Foto



    Dernau, zerstörte Brücke, gebrochener Bahndamm, Überschwemmung im Ort



    Dernau Ahrhochwasser 1910 (Leinwand, Acryl, 70 mal 50 cm)


    Beim Elternhaus in der Dichjass drohte das Wasser -auf dem höchsten Stand- dabei von der Strasse über den Hof in die Keller zu laufen. Am Hofeingang wurde eine schnelle provisorische Absperrung aus Mist errichtet, um dies gerade noch zu verhindern/verzögern.

    Wie gefährlich die Ahr sein konnte, zeigt auch der Bericht über das Unglück des Knechtes des Lochmühler Hubert Mohr. Dieser fuhr am 30. Dezember 1800 mit einem Pferdegespann voller Säcke von Dernau nach Mayschoss. In der mittleren Furt (unterhalb der Schwarzen Waag) verunglückte er und ertrank in der Ahr. Das Pferd wurde an der Bunten Kuh und der Knecht drei Tage später in Wadenheim gefunden.

    Bei all diesem Schaden, den das Hochwasser anrichtete, soll nicht verschwiegen werden, dass ein Hochwasser, solange abzusehen war, dass es nicht zu einer Katastrophe kommen würde, auch immer eine spannende (zumal für die Kinder) Sache war.

    So kann ich aus eigener Erfahrung berichten, dass der Verlauf des Hochwassers von vielen Menschen direkt am Fluss unmittelbar verfolgt wurde. Markierungen wurden angelegt, um den jeweiligen Höchststand festzuhalten und um daraus zu schließen, ob der Höchstpunkt erreicht war. Telefonisch wurde abgefragt, wie der Wasserstand weiter an der Oberahr war, um abschätzen zu können wie lange und wie hoch das Wasser wohl noch steigen könnte.

    Bei einer solchen Gelegenheit passierte es mir, es muss im Jahr meiner Erstkommunion gewesen sein, dass ich auf der Höhe von Weinhaus Bertram einen meiner guten neuen Kommunionsschuhe (Lackschuhe!) im Hochwasser verlor, als ich einen Stein mit dem Schuh in das Hochwasser schießen wollte. Heulend ging ich nach Hause mit einem unguten Gefühl im Magen. Übrigens wird das Gegenstück des Schuhs bis heute als Souvenir aufbewahrt.

    Interessanter, aber auch nicht ganz ungefährlich, war es für uns Kinder da schon, mit einer Zinkwanne als Paddelboot in den überfluteten Kellern der Dichjass (Backes und Weinkeller) herumzuspielen. Der Vater hatte derweil andere Sorgen und musste sehen, dass Weinfässer und Weinflaschen gesichert waren und die leeren Fässer nicht aufschwammen und bei hohen Wasserständen gegen die Kellerdecken drückten.

    Ging das Hochwasser zügig zurück, so konnten auf den Wiesen und Feldern in den zurückbleibenden Tümpeln, an tiefer gelegenen Stellen mit einigem Glück auf einfache Art und Weise, die eingeschlossenen Fische leicht gefangen werden.

    Eine weitere Geschichte im Zusammenhang mit der Ahr ist noch interessant zu erwähnen: Es dürfte in einem der kalten Winter 1956 oder 1957 gewesen sein, als die Ahr sehr stark zugefroren war. Es war zu dieser Zeit möglich mit einem VW-Bus im Bereich der Kluus oberhalb des Wehres die Ahr zu befahren und allerlei Unfug/Spiele zu machen. Später als das Tauwetter einsetzte, nutzten die älteren Junggesellen die Chance, sich mit Äxten größere Eisschollen aus der Eisdecke herauszuschlagen und mit diesen im Eisgang ein Stück ahrabwärts zu treiben.

  © Copyright 2006 Alles-fliesst!, alle Rechte vorbehalten, siehe Impressum