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Saffenburg Ahr Eifel Rhein Geschichte Dernau Römer Franken Weinbau Fischerei Ahrtal Bertram Sprache Ahnen Pest Hexen Alles fliesst Juden Bunker
7.2. Die Herrschaft Saffenburg
Es wurde schon erwähnt, dass der oben genannte Nachbar derer von Are der Welfe Konrad (937-993) gewesen sein könnte, da er den Ottonen engstens verbunden war. Die bei den frühen Saffenbergern öfters vorkommenden Namen Adalbert, Hermann, Adolf können auch ein Indiz für eine vermutete enge verwandtschaftliche Beziehung zum Hause „Berg“ sein.
In einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Anno im Jahre 1074 wird ein Adalbert von Saffenberch als Zeuge genannt. In den folgenden dreißig Jahren wird sich in einer Vielzahl von Urkunden des Bistums immer wieder auf ihn als Zeugen bezogen. In diesen Urkunden wird er einmal als Bruder des Grafen Adolf von Nörvenich bezeichnet.
Adalbert besitzt unter anderem eine Burg in Rode (bei Herzogenrath) und schenkt 1104 -bei einem Besuch dort- einige Ländereien zur Gründung eines Klosters. (Klosterrath)
Der Herrschaftsbereich der Saffenburger im Ahrgau umfasst im Wesentlichen das Gebiet der heutigen Orte Dernau, Mayschoss und Rech (zeitweise gehörten auch Gelsdorf und Bodendorf dazu)
Ein Ministerialer des Adalbert von Saffenberg namens Embrico, der bei Meinscozen (Mayschoss) wohnt, begibt sich 1106 mit Frau, Kindern und Haus und Hof in die Obhut des Klosters Klosterrath. Diese Urkunde (Annales Rodenses) nennt eine Vielzahl von Gütern und Höfen an der Ahr u. a. Degernowen (Dernau).
Des Weiteren wird Bezug genommen auf einen Hof Roth bei Esch oberhalb des Walprehsforst. Dieser Hof (Roth, Rott) wird noch bis 1786 verschiedentlich erwähnt. Er dürfte wohl in der Gegend gelegen haben die zu Hause in Dernau noch Rottstück genannt wird. Auch weitere Lagebezeichnungen (Frick 24) scheinen Wert, noch einmal genauer untersucht zu werden, ob sie nicht vielleicht doch Hinweise auf Güter im Bereich Dernau/Marienthal/Walporzheim geben. (so zum Beispiel:Ascheroth, Bengehoven, Colburne, Dalewingert, Dorwilre, Hentrothe, Nentrothe, Scuren, Moresbrunno, Krumbenbach u.a.)
Die oben genannten Schenkungen werden 1108 vor dem Bischof von Lüttich beurkundet ( hier Dernau =Deroule). Der Graf bleibt Schutzherr des Klosters. 1110 stirbt Adalbert und wird in Klosterrath beerdigt.
Sein Sohn Adolf von Saffenberg ist Zeuge, als der Erzbischof Friederich I von Köln 1112 Rechte und den Rodungszehnten im Bezirk Dernau, den das Stift Rees seit der Zeit des Erzbischofs Anno innehat, dem Stift für die Dauer seiner Regentschaft schenkt. Durch/Nach Heirat mit einer Nichte des Erzbischofs von Köln wird Adolf 1122 zum Grafen.
In einer Urkunde aus 1134 wird auf den Großvater von Adolf, einen Hermann von Saffenberg ( ca. 1050) Bezug genommen.
Abt Bruno von Klosterrath erwirkt 1136 von Graf Adolf von Saffenberg die Erlaubnis zum Bau eines Klosters im Hubachtal (Marienthal – siehe auch Kapitel 3.3)
Die Zeit des 11. bis 13 Jahrhunderts scheint -wie auch bei den Grafen Are- die Hochzeit und die Zeit mit dem stärksten politischen und kirchlichen Einfluss gewesen zu sein. In den folgenden Jahrhunderten werden zwar die Beziehungen zu anderen Herrscherhäuser der Region immer intensiver, allerdings infolgedessen auch die Lehensverhältnisse immer komplizierter. Dies führt zu unterschiedlichen Teillehen und Lehnsherren an der Burg, der Herrschaft und den Gütern und Höfen. Dies hatte sicherlich auch zur Folge, dass wesentliche bauliche Investitionen hinausgezögert wurden, die Burgbesitzer nicht mehr selbst auf der Burg wohnten und lokale Ritter und Bürger versuchten ihre eigenen Freiheiten auszubauen. ( siehe hierzu auch Kapitel 4.3).
Gegen 1420 sterben die Saffenburger männlicherseits aus und die Herrschaft Saffenburg kommt über Virneburg, Manderscheid-Schleiden, von der Mark zu den Arenbergern.
Zu dieser Zeit ( 1417) nahmen Wilhelm und Kraft von Saffenburg eine Teilung des Erbes vor, wegen der es in den kommenden Jahren unter den Erben (Virneburg, Neuenahr u.a.) vielfach zu Streitigkeiten kommt. Wilhelm erhält Schloss und Herrschaft Saffenberg, Kraft erhält unter anderem „ eine Hofstätte auf dem Hain (Haen) (in Mayschoss) „ auf dem er Kelterhaus und Keller und Garten bauen möge“, das „ Haus, genannt zum neuen Hause, unter der Burg, wie das Rosten (Richard) von Aldendorff war/gehörte “ und das Dorf und die Herrschaft Laach (Frick 896). (Anmerkung: „Zum neuen Haus“ ist eine Ortslage am östlichen Hang der Saffenburg)
Es scheint möglich, dass es sich bei diesem „Haen, Haus, neuen Haus unter der Burg“ um den Ort bzw. den Hof „Kalte Herberge“ ( zwischen Burg und Laach) handelt, die ein Jahrhundert später zwischen Burg und Laach mehrfach erwähnt wird.
In den Aufzeichnungen des „Weisthums der Herrlichkeit Saffenburgs“ werden 1364 die Pflichten und Dienstleistungen der Bürger von Dernau und Mayschoss festgehalten und eine Reihe von Bürgern genannt. Dies zu einer Zeit als die Nachnamen der Familien erst allmählich entstanden. (Frick 755) Von den dort genannten Namen kann noch nicht/kaum auf heute in der Region vorhandene Familiennamen geschlossen werden.
Insbesondere im 16. und 17. Jahrhundert, ausgelöst auch durch die Religionskriege und die strategisch interessante Lage am Rhein, im Grenzraum zwischen Frankreich und dem deutschen Reich, verkommt die Burg immer mehr zu einem Unterschlupf für durchziehende Truppen, marodierende Söldnergruppen und allerlei Gesindel. Egal wer es auch ist, die Bevölkerung muss immer wieder unter Druck für die Versorgung aufkommen. Im Jahre 1653 werden die noch einigermaßen werthaltigen Einrichtungsgegenstände zur Burg nach Schleiden gebracht, und eine Liste, des auf der Saffenburg verbleibenden Materials erstellt.
Während des dreißigjährigen Krieges wird die Saffenburg auch Ort für Schauprozesse gegen unliebsame Personen im Rahmen der Hexenverfolgungen (siehe hierzu Kapitel 4.5)
Frankreich, wo unter Richelieu (1624-1642) der Einfluss des Adels zugunsten einer stärkeren Zentralmacht zurückgedrängt wurde, strebt an, sich aus der Umklammerung Habsburgs zu lösen und den Rhein als „natürliche Grenze Galliens“ zu erreichen.
Mit Ende des Dreißigjährigen Krieges ist die Gefahr/Chance einer Habsburger Übermacht in Europa gebrochen. Kaiserliche Zentralgewalt in Deutschland zerfällt endgültig, der Einfluss der Fürsten dominiert, das Reich zerfällt in einen losen Staatenbund und besteht aus etwa 300 souveränen Teilen ohne Reichsgefühl.
Die wesentlichen neuen Mächte sind Frankreich, Niederlande und Schweden. 1658 bildet sich mit der Rheinischen Allianz (Kurfürstentümer Köln, Mainz u. a.) eine antihabsburgische Allianz. Bei der deutschen Kaiserwahl 1658 (Leopold I bis 1705) tritt Ludwig XIV als Gegenkandidat an.
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Abb.: 5 Situation am Rhein um 1650 |
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Dies ist die geopolitische Interessenlage zu dieser Zeit. (Abb.: 5)
Diese Situation führt im Ahrgau zu folgenden Ereignissen:
Am 13. Februar 1632 wurde die Saffenburg von den Schweden angegriffen und am folgenden Tag eingenommen, wobei die meisten Verteidiger niedergemetzelt wurden. Schon im Januar 1633 wurde die Burg von den Spaniern und den Kurkölnern zurückerobert. Durch die Parteinahme der Grafen von der Marck für die Franzosen ist der Ahrgau für die kaiserlichen zu feindlichem Gebiet geworden, obwohl die Bevölkerung wohl keine große Vorliebe für die Franzosen hatte. 1689 nehmen koblenzer und triersche Soldaten die Burg ein. Ahrweiler muss während der dauernden Durchzüge verschiedener Truppen/Soldateska bis zu 43 000 Mann aufnehmen und wird Anfang Mai bis auf 10 Häuser niedergebrannt.
In 1702 wird die Saffenburg durch die Franzosen eingenommen und im Mai 1703 von den deutschen/kaiserlichen (General Bülow) nach dreiwöchiger Belagerung und Aushungerung zurückerobert, nachdem unter General Sommerfeld im Januar vergeblich versucht worden war, die Burg vom Forst aus sturmreif zu schießen.
Am 16. Februar 1704 wird die Burg auf Veranlassung des Herzogs von Jülich gründlich zerstört, um dem Spuk ein für allemal ein Ende zu machen. Die Besitzungen in der Region bleiben bis auf weiteres (Napoleon) im Besitz der Herren von der Mark/Arenberg.
Die Arenberger, die von Napoleon linksrheinisch enteignet werden und zunächst mit Recklinghausen und Meppen entschädigt wurden, hatten bereits damals (im 18. Jahrhundert) ihren Hauptwirkungskreis im Hennegau an der französisch- belgischen Grenze.
Eine Vielzahl von Takenplatten aus dem Raum Oberahr / Antweiler ist aus dem späten Mittelalter erhalten geblieben. (Abb. 30 und 31)
Heute noch/wieder sind die Arenberger Besitzer größerer Ländereien im mittleren Ahrgebiet. Auch die Felder im Bereich der Dernauer Burghofreste waren noch bis vor einigen Jahrzehnten Arenberger Besitz.
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